[477] Durchfall, Abweichen, Diarrhöe (Diarrhoea), nennt man die mehr oder weniger flüssige, dabei häufigere und reichlichere Darmentleerung, ein krankhafter Zustand, der auf einer Hyperämie oder Entzündung der Schleimhaut des Darmkanals, mehr in seinen unteren Theilen, beruht, verbunden mit wässeriger Ausschwitzung, somit ein Katarrh des Darmkanals. Gewöhnlich ist diese katarrhalische Entzündung mehr oberflächlich in der Zottenhaut u. die Ausleerung alsdann wässerig, oder es ergreift dieselbe mehr die Schleimbälge, wo die Ausleerungen schleimig sind. Der D. erscheint entweder als selbstständige Krankheit oder mehr als Begleiter anderer Krankheiten. Im ersteren Falle entsteht derselbe in Folge von Erkältung, als eigentlicher Darmkatarrh, od. durch unmittelbare Einwirkung schädlichen Darminhalts, gährende, saure oder unverdauliche Speisen, Ueberladung des Magens, scharfe Stoffe, solche Arzneien etc.; oder der D. erscheint als habituelles Leiden, als chronischer Katarrh, mit Erschlaffung, Verschleimung u. Verschwärung des Darmkanals. Als Begleiter anderer Krankheiten ist der D. entweder bloß symptomatisch oder er hat kritische Bedeutung u. ist dann gewöhnlich noch mit andern kritischen Erscheinungen verbunden. Diese Verschiedenartigkeit in der Natur und Bedeutung des D.s erfordert genaue Unterscheidung bei der Behandlung, weßhalb diese stets eine ärztliche sein sollte; unvorsichtiges Stopfen eines D.s ist immer eine gefährliche Sache. Unter den Hausmitteln ist das beste die Anwendung von Wärme auf Bauch und Füße, warme schleimige Getränke, strenge Diät. Die arzneilichen Mittel sind je nach der Natur des D.s bald einhüllende, schleimige und ölige, säuretilgende oder ausleerende, bald schweißtreibende, beruhigende Mittel, bald zusammenziehende. Zur Verhütung des D.s ist nöthig Vermeidung aller Erkältung, daher warme Bekleidung, Flanellbinde, Mäßigkeit und Vermeidung von sauren u. schwerverdaulichen Speisen und Getränken.