Gherardesca

[77] Gherardesca, altadelige toscan. Familie, seit 1200 in Pisa, ghibellinisch, aus der 2 Grafen mit Konradin auf dem Blutgerüste starben. Am berühmtesten ist Ugolino G., der Guelfen u. Ghibellinen abwechselnd benutzte, die eine Partei wie die andere verrieth, sich dadurch zum Herrn Pisas aufwarf u. als ein Tyrann regierte. Er wurde 1288 durch eine Verschwörung gestürzt, welche der Erzbischof Roger Ubaldini leitete; mit 2 Söhnen und 2 Enkeln in den Thurm Gualandi geworfen (torre del fame, Hungerthurm seit dieser Zeit) mußte er dort verhungern. Dante hat den Gräuel zuerst in der Divina comedia geschildert, nach ihm Gerstenberg etc.; Buonarotti und Jos. Reynolds haben ihn künstlerisch dargestellt. – Später kommen wieder angesehene G. in Pisa vor und in neuerer Zeit war Filippo G., geb. 1730 zu Pistoja, gest. 1808, als Componist angesehen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 77.
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