Hagedorn

[201] Hagedorn, Friedr. von, der erste gute deutsche Dichter nach langer Dürre und zugleich neben Haller der einzige von Einfluß, der sich wenig um den Streit zwischen Gottsched u. den Schweizern kümmerte, war der 1708 zu Hamburg geb. Sohn des dän. Residenten, studierte die Rechte, wurde 1729 Sekretär des dän. Gesandten zu London, 1733 Sekretär einer engl. Handelsgesellschaft zu Hamburg u. st. 1754. Als Dichter schloß er sich zuerst an Brockes an (Lehrgedicht über die Glückseligkeit), [201] bildete sich aber alsdann nach engl. und class. Mustern, namentlich ging Horaz bei ihm in Fleisch und Blut über und so wurde H. nach Geist und Form das Gegenbild Hallers, mit dem er der elenden Gelegenheitspoesie entgegenarbeitete. In der Fabel ist H. Vorläufer der class. Fabeldichter, seine Gesellschaftslieder zeichnen sich durch muntere Natur- und Lebenslust sowie durch geistvollen Scherz, alle seine Dichtungen durch eine für die damalige Zeit ganz vorzügliche Darstellung und Sprache aus. Beste Ausgabe durch Eschenburg, Hamb. 1800, 5 B. – Christian Ludwig von, Bruder des Vorigen, geb. 1713, veranstaltete 1765 die erste Gemäldeausstellung der Dresdener Akademie, bewährte sich durch »Betrachtungen über die Malerei« als seiner Kunstkenner und st. 1780.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 201-202.
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