Lamartine

[695] Lamartine, Alphonse Prat de, geb. 1790 zu Mâcon, franz. Dichter, Historiker und Staatsmann, in der ersten Eigenschaft jedenfalls am bedeutendsten. Seine Lyrik zeichnet sich durch ein bei den Franzosen selten vorkommendes tiefes aber manchmal trübes Gefühl aus, sowie durch Schönheit der Form; seine Gedichte und die Reise in den Orient sind von Herwegh übersetzt worden (12 Bde., Stuttgart 1839). Als Historiker schrieb er eine Geschichte der Girondisten, eine Geschichte der Restauration, eine Geschichte der Türkei und soll gegenwärtig eine russische übernommen haben; L.s Charakter und rhetorische Gewandtheit geben diesen Schriften viel Reiz, ihr eigentlich historischer Werth aber ist gering. In der Politik war L. anfänglich strenger Royalist, trat nach 1834 als Deputirter auf die Seite der Julidynastie, ging allmälig zur Opposition über, veranlaßte 1848 zum Theil die Proklamirung der Republik, verhinderte das Aufpflanzen der rothen Fahne, wurde Mitglied der provisorischen Regierung und Minister des Auswärtigen, mußte jedoch nach wenigen Monaten zurücktreten; lebt seitdem zurückgezogen u. in bedrängten Verhältnissen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 695.
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