[357] Normannen, eigentlich die Bewohner Norwegens, sodann Gesammtname aller Scandinavier und der von ihnen ausgegangenen Colonisten. Ihre Ausbreitung ist eine sehr bedeutende. Dänen (und wohl auch Norweger) setzten sich in England, Irland, auf Man, den shetländischen Inseln, den Faröern und Orkneys fest und eroberten 1013 England; der engl.-dän. Königs stamm erlosch aber schon 1043. Norweger bevölkerten im 10. Jahrh. Island, entdeckten Grönland, Labrador u. die nordamerikan. Küste bis Florida (Helluland, Winland, Wuitramanland); man weiß jedoch nicht, was aus ihren Ansiedelungen in Nordamerika geworden ist. Ein Norweger war auch Rolf oder Rollo, der 912 die Normandie eroberte. Die Schweden tummelten sich vorzugsweise im östlichen Theile des baltischen Meeres; die Waräger, welche 862 unter Rurik die Reiche von Nowgorod u. Kiew gründeten, die Ruriks Nachfolger Oleg vereinigte und Byzanz furchtbar machte, waren wohl schwedische Krieger (Wickinger). Von der Normandie (frz. N.) aus eroberte Wilhelm 1066 England; frz. N. waren es ebenfalls, welche fast zu gleicher Zeit unter den Söhnen Tancreds von Hauteville, Robert Guiscart und Roger (1071 u. 1089), sich zu Herren Unteritaliens und Siciliens machten. Nirgends haben indessen die [357] normannischen Colonisten ihre Nationalität bewahrt, sondern sind in denn unterworfenen Völkern aufgegangen; das engl. Volk hat übrigens durch die normannische Beimischung an Energie u. Thatenlust sehr gewonnen. (Ueber die N. vgl. die Schriften von Augustin Thierry und Depping.)