Schießpulver

[76] Schießpulver besteht aus einem Gemenge von Salpeter, Schwefel u. Kohle, das, wenn es entzündet wird, durch gegenseitige Zersetzung der genannten Stoffe [76] eine bedeutende Menge von Gasen entwickelt, Stickgas und kohlensaures Gas, welche durch ihre starke Ausdehnung die bekannte heftig explodirende Wirkung des S.s hervorbringen. Als Rückstand bei der Verbrennung des Pulvers bleibt Schwefelkalium, das durch eingemengte nicht verbrannte Kohlentheilchen gewöhnlich schwarz erscheint, meist auch etwas schwefelsaures Kali. Das Volumen der entwickelten Gase ist nach Gay-Lussac das 450fache von dem Volumen des verbrannten Pulvers. Die Ausdehnung dieser Gase wird aber durch die bei der Verbrennung entwickelte Hitze, die bis auf 1200° steigen kann, noch bedeutend erhöht, so daß die Kraft der Ausdehnung nach den verschiedenen Angaben das 1000–2000fache des atmosphärischen Drucks beträgt. – Bei Bereitung des S.s nimmt man Kohle von solchen Hölzern, die eine schnell und möglichst ganz verbrennende Kohle liefern, namentlich Pappeln-, Erlen-, Linden- und Weidenholz. Das geeignetste Mischungsverhältniß ist das schon nach den ältesten Vorschriften gegebene, nämlich 3/4 Salpeter, 1/8 Schwefel und 1/8 Kohle (75, 121/2, 121/2%). Diese Stoffe werden zuerst sein gemahlen, dann innig gemengt. wozu Anfeuchtung nöthig ist. Hierauf folgt das Körnen der Masse, was durch Siebe mit runden Löchern geschieht. Als Hauptsorten von S. unterscheidet man Jagdpulver. Kriegspulver und Sprengpulver. – Die Zeit der Erfindung des S.s ist unbekannt. Am frühesten kannten es die Chinesen. Von diesen kam es zu den Arabern und Byzantinern; das griech. Feuer soll eine pulverähnliche Masse gewesen sein. Im westl. Europa wurde es zuerst von den Arabern in Spanien angewendet, welche schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. sich der Geschütze bedienten. Die Angabe der Wiedererfindung des S.s durch den Franziskanermönch Berthold Schwarz (s. d.) aus Freiburg i. Br. um 1330 ist unsicher.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 76-77.
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