Scioppius

[158] Scioppius, latinisirter Name des Kaspar Schoppe, eines außerordentlich fruchtbaren und mit kritischem Talent ausgestatteten, aber auch unausstehlich schmähsüchtigen Schriftstellers. Geb. 1576 zu Neumarkt in der Oberpfalz, machte er vielseitige Studien, trat sehr früh mit Werken auf und entfaltete seine Virtuosität im Schimpfen, wurde 1598 zu Rom kathol., blieb aber der »grammatische Hund«, wie ihn seine zahlreichen Gegner nannten. Er schonte keinen Gelehrten seiner Zeit u. biß sich namentlich mit I. Scaliger wüthend herum, ja er ließ dem Cicero im Grabe keine Ruhe, sondern warf ihm Barbarismen vor; mit dem ausdauerndsten Grimme aber schleuderte er eine Schrift nach der andern gegen die Protestanten und Jesuiten (Anatomia Societatis, Jesuita exenteratus, flagellum Jesuiticum etc.). [158] Wegen seiner Leidenschaftlichkeit u. Unverträglichkeit kam er auch zu nichts als zu schönklingenden Titeln, wegen Angriffen auf Jakob I. von England in Madrid zu einer tüchtigen Tracht Prügel und stand am Ende so mit aller Welt, daß er in Padua sein Zimmer die letzten 14 Jahre seines Lebens nicht mehr zu verlassen wagte. Er st. 1649. Unter seinen Werken heben wir eine Grammatica philosophica (Mail. 1628 u. oft) hervor. K. Barth schrieb unter dem Namen Taraeus Hebus a sperga über S.: Cave canem seu de vita, moribus, rebus gestis et divinitate C. Scioppii, apostate, Hannov. 1612.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 158-159.
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