[204] Sibylla, griech., Jungfrau, die den Rathschluß Gottes ausspricht; das Alterthum kannte deren mehre, nach der gewöhnlichen Annahme 10, von denen die cumäische die berühmteste war. Ihre Weissagungen brachte eine Alte (die S. selbst) dem röm. König Tarquinius Priscus in 9 Büchern zum Verkauf, verbrannte 2mal zurückgewiesen je 3 Bücher, so daß dem endlich willigen König nur 3 blieben. Diese wurden sorgfältig aufbewahrt und durch ein eigenes Collegium als röm. Staatsorakel befragt, wenn Rom in Verlegenheit war. Sie verbrannten unter Sulla, wurden aber neu gesammelt, was sich wiederholte, als sie unter Nero abermals in Flammen aufgingen; endlich wurden sie auf Befehl des Honorius sammt dem Apollotempel verbrannt. Die noch vorhandene Sammlung sibyllinischer Weissagungen ist nicht ächt und stammt aus dem 2.4. Jahrh. n. Chr. (Neueste kritische Ausgabe der Sammlung von Friedlieb, Leipzig 1842.)