physiologische Zeit

[444] physiologische Zeit oder Reaktionszeit (persönliche Gleichung) ist die Zeit, welche zwischen dem Reiz eines Nerven und der dadurch als Reaktion ausgelösten Bewegung vergeht. Der Vorgang, welcher dieser Zeit entspricht, setzt sich zusammen: 1. aus der Leitung vom Sinnesorgan zum Gehirn, 2. aus dem Eintritt in das Blickfeld der Perzeption, 3. aus dem Eintritt in das Blickfeld der Apperzeption, 4. aus der Willenserregung, 5. aus der Leitung der motorischen Erregung zu den Muskeln. Die physiologische Zeit ist zuerst bei astronomischen Beobachtungen entdeckt worden. Sie ist nach der Kraft des Reizes und des Sinnesorgans verschieden. Bei optischen Reizen beträgt sie 1/5, bei Gehörs- und Tastreizen 1/7, Sekunde. Vgl. Ribot, Experimentelle Psychol. Braunschw. 1881. Wundt, Grundzüge der phys. Psych. II. S. 262 ff.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 444.
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