[243] Weil meine Beförderung bisher immer so nahe gewesen, so resolvirte ich schon in der Jubilate-Messe, ehe noch die Stelle im[243] Lazaret vacant worden, die zwei Universitäten, Jena und Wittenberg zu sehen, weil ich hernach im Ministerio [Predigeramt] dazu nicht so gute Zeit und Gelegenheit würde gehabt haben. Nach Jena reisete ich samt 6 andern meiner Auditorum [Hörer] noch in der ersten Meß-Woche. Unsere Landes-Leute, so in Jena studirten, und die, so vor kurzer Zeit von hier nach Jena gezogen, und bei mir zum teil Collegia gehalten [besucht], in specie [u.a.] auch des Herrn Inspector Neumanns Sohn, der vom Anfange daselbst gewesen, empfiengen uns mit großer Höflichkeit, und taten uns viel Ehre an. Sie tractirten [bewirteten] uns den einen Tag in Weimar, wohin wir beinahe 30 in der Zahl, teils zu Pferde, teils zu Fuße gegangen waren. Im Heimwege passirte was Curieuses zwischen mir, und Mons. Neumannen. In Kötschau vesperten wir, hielten uns aber so lange auf, bis die Sonne untergieng. Ich wollte nicht die finstere Nacht erwarten; denn der Fußsteig neben dem Flusse hin war sehr fürchterlich, weil man in eine abscheuliche Tiefe hinunter siehet. Herr Neumann war zu Pferde, und hatte sich auch so, wie ich, vor der Zeit aufgemacht, und die Compagnie verlassen. Auf dem Heimwege rencontrirten [begegneten] wir einander. Ich hätte mich bald zu fürchten angefangen, da ich ihn sahe hinter mir hergejagt kommen. Ich nahm aber doch die Hardiesse [Kühnheit], blieb stehen, und machte Mine, als ob ich ihn anreden wollte. Allein sobald er mich erblickte, so gab er dem Pferd den Sporn, und nahm einen Umweg, ohne daß er auf mich zukommen durfte. So viel Zuneigung ich auch in Weimar ihm hatte mit Worten zu erkennen gegeben, in denen auch kein Falsch war, so wollte er mir doch allem Ansehen nach nicht trauen, ohne Zweifel, weil ihm sein Vater fürchterliche Concepte [Auffassungen] vor 2 Jahren von mir beigebracht hatte.