Sumpfporst

[299] Sumpfporst, Ledum palustre, L. [Zorn, pl. med. tab. 571] mit bandförmigen Blättern, und zehn Staubfäden, welche länger als die Blumenkrone sind, ein zwei Fuß hohes immergrünes Sträuchelchen in gebirgichten Gegenden auf Torfgründen des kältern Europas, vorzüglich in Böhmen und Schlesien, welches im Juny und July weiße wohlriechende Blumen in Afterschirmen trägt.

Die den Kranzrosmarinblättern nicht unähnlichen Blätter (Fol. Rosmarini sylvestris) sind stumpf, eine Linie breit, einen Zoll lang und haben völlig zurückgerollte Ränder, hinter denen die Rückfläche braunwollicht ist, einen betäubenden, heftigen, weingeistiggewürzhaften, nicht ganz unangenehmen Geruch, und einen bitterlich gewürzhaften Geschmack. (Man verwechsele sie nicht mit den geruchlosen, spitzigen, auf der Rückseite bläulichgrauen, schmälern Blättern der Andromeda polifolia, [299] L. w.s.) Schon im Geruche, noch mehr durch den innern Gebrauch verursacht dieses Kraut heftiges Kopfweh und Trunkenheit. Ihre Anwendung statt des Hopfens zum Biere, wie hie und da geschehen ist, bleibt daher sehr verwerflich. Man hat sie, nach mehrern wichtigen Zeugen, im Anfange des Keichhustens, in der epidemischen, erstickenden Bräune mit schleichendem Fieber, in mehrern Hautausschlägen, dem Grinde, der Krätze und einigen Arten des Aussatzes und in Kontrakturen mit großem Erfolge gebracht; ihr Ruhm in der Ruhr ist so begründet noch nicht. In einigen Arten von Gliederweh und in Fußgeschwulst haben sie die Alten gerühmt.

Doch sind die Zufälle, die auf starke Gaben zu erfolgen pflegen, von der Art, daß ihr Gebrauch etwas Behutsamkeit einflößen muß. Die geistige Tinktur habe ich als die beste Form gefunden.

Den Absud hat man zu Tilgung des Ungeziefes an Menschen und Vieh, auch gegen die Wanzen mit Vortheil angewendet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 299-300.
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