[314] Theeehrenpreiß, Veronica officinalis, L. [Zorn, pl. med. tab. 189] mit gestielten Seitenähren, einander entgegensetzten Blättern und niederliegenden Stengeln; ein Kraut mit mehrjähriger Wurzel in bergichten Waldungen auf Weiden, welches vom Mai bis zum Heumonat blau blüht.
Das Kraut mit seinen festen, rauhen, eirunden, gekerbten Blättern (Hb. Veronicae) welche frisch einen bitterlichen, getrocknet aber einen bitterlich zusammenziehenden Geschmack haben, ist frisch und trocken fast ohne Geruch, zeigt aber in dem über dem frischen Kraute abdestillirten Wasser, so wie im Aufgusse und der geistigen Tinktur einen zwar nicht starken, doch angenehmen Geruch. Man hat den bitterlich und nicht unangenehm schmeckenden Aufguß (welcher mit Eisenvitriol viel adstringirende Theile verräth) in mehrern Brustkrankheiten, im schleimigen Asthma, in katarrhalischen nächtlichen Erstickungsanfällen, im Husten und selbst in Lungengeschwüren mit großen Lobsprüchen belegt, wobei man ihm eine vorzügliche wundheilende Kraft zuschrieb; auch in Hautausschlägen rühmte man ihn, und gieng überhaupt so weit, ihn statt des chinesischen[314] Thees allgemein zu empfehlen. Der ausgepreßte Saft soll Blutharnen gestillt haben. Was in diesen Lobeserhebungen einer jezt wenig geachteten Pflanze Wahres liege, oder was bei seinem Aufgusse auf die Kräfte des warmen Wassers zu rechnen sei, läßt sich bei der bisherigen empirischen, die Fälle und Umstände nicht genau unterscheidenden Anwendung unmöglich entziffern.