Fünfundvierzigstes Kapitel

Theateraufführungen in der Familie.

[158] Will man in seiner Häuslichkeit Theater spielen lassen, so muß man die dazu passenden Räume haben, sonst ist ein derartiges Unternehmen lächerlich.

Kein wohlerzogener Mensch darf sich bei solchen Privataufführungen nach den besten Rollen drängen.

Die Dame des Hauses, die zu einem Fest in ihrem Hause eine Theateraufführung persönlich arrangiert, darf für sich selbst keine Hauptrolle in Anspruch nehmen.

Die zu der Einübung der Aufführung bestimmten Proben müssen pünktlich innegehalten werden. Die Rollen verteile man möglichst entsprechend.

Man wähle für eine Privataufführung kein allzu schwierig darzustellendes Stück, das mit zu großem szenischen Aufwand verknüpft ist. Man beurteile Dilettanten-Aufführungen möglichst nachsichtig,[158] und lege nicht etwa den Maßstab einer öffentlichen Aufführung an. Wer sich nicht einigermaßen geeignet fühlt zum Theaterspielen, soll sich bei Aufführungen nicht beteiligen, da ein besonders ungelenker Mitspieler leicht den Eindruck der ganzen Vorstellung beeinträchtigen könnte.[159]

Quelle:
Kallmann, Emma: Der gute Ton. Berlin 1926, S. 158-160.
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