Blatta Bisantia

[169] Blatta Bisantia.

Blatta bisantia, sive Unguis odoratut, ist als wie eine kleine Schnecke, etwa halb so lang als der kleine Finger, dünn und dunckel von Farbe, ohne Geruch, und siehet als wie eine Klaue eines Thiers. Es ist der Deckel zu einer Schnecke, Conchilium genannt, in welcher ein kleiner, länglichter und rother Fisch stecket, der einen starcken Geruch hat, und sich in Ostindien unter den Nardensträuchen aufenthält, davon[169] er sich auch nähret. Von diesem Gewächs bekommt die Blatta bisantia einen guten Geruch, den sie auch etliche Tage hindurch behält, wann sie frisch aus dem Wasser ist gezogen worden, welches ihr auch den Titul odorata hat erworben. Weil aber dieser Geruch allein von einigen flüchtigen Theilgen der Narden her entstehet, welche sich oben drauf haben angelegt, so verfliegt er auch, wann dieser Schneckendeckel trocken wird; deswegen hat auch derjenige, den sie zu uns bringen, gar keinen solchen Geruch. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

Wann er gerieben und innerlich gebrauchet wird, so macht er einen offenen Leib, und öffnet die Verstopfung der Leber und Miltz, macht auch die dicken Feuchtigkeiten dünne: er wird angesteckt, und den Weibern in der Mutterbeschwerung zu riechen vorgehalten, dann er stinckt wie verbrannt Horn, und nicht wie Bibergeil, welches doch einige Scribenten behaupten wollen.

Der Name Blatta, den dieser kleine Schneckendeckel führet, kommt allem Ansehen nach daher, daß zwischen ihm und dem Gewürme, welches auf lateinisch Blatta, eine Motte genennet wird, einige Gleichheit zu befinden.

Bisantia, weil er von Constantinopel, vor diesem Bisantz, gebracht wird.

Unguis, weil er wie eine Klaue siehet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 169-170.
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