Foeniculum

[462] Foeniculum.

Fœniculum, frantzösisch, Fenouil, und teutsch, Fenchel, ist ein Kraut, dessen es allerhand Arten giebet: hier aber werde ich nur zwey beschreiben, die zu der Artzney gebräuche ich sind.

Die erste wird genannt

Fœniculum vulgare minus acriori & nigriori femine, J.B. Pit. Tournef.

Die treibet einen Stengel, auf fünff bis sechs Schuh hoch, der ist gerade, hol gestreifft, von Farbe braungrün, mit einem schwammichten Marck angefüllt, und ästig. Die Blätter sind gleichsam in lange Fäden zerschnitten, dunckelgrün, von angenehmen Geruch, eines süssen und gewürtzhaftigen Geschmacks. Auf den Spitzen stehen Kronen oder breite, gelbe und wolriechende Büschel, und auf diesen die Blüten, welche gemeiniglich fünff blätterig, und als wie Röslein auf dem Ende ihres Kelches sitzen. Wann die Blüte vergangen, so wird der Kelch zu einer Frucht von zwey Samenkörnern, die sind länglicht und rundlicht auf dem Rücken hol gestreifft, und auf der andern Seite platt gedruckt, schwärtzlicht und von scharffen Geschmack. Die Wurtzel ist so dick als wie ein Finger, oder, wie der Daumen, lang und gerade, weiß und wolriechend, eines etwas süssen und gewürtzhaftigen Geschmacks.

Die andere heist

Fœniculum dulce, majore & albo femine, Pit. Tournef.

frantzösisch, Fenouil doux.

teutsch, Bologneser Fenchel.

Diese ist von der vorigen in dem Stück unterschieden, daß insgemein ihr Stengel um ein gutes dünner ist, die Blätter oder Kraut bey weiten nicht so groß, im Gegentheil die Samen gar viel dicker, weiß, süsse, und nicht so gar scharff.

Beyde Arten des Fenchels wollen an warmen, trockenen Orten gebauet seyn, insonderheit des Samens halber. Der von der letztern Art, der süsser Fenchel, Fenouil doux, Fœniculum dulce genennet wird, ist mehr zur Artzney bräuchlich. Er wird uns dörre aus Languedoc zugeführet, woselbst dieses Kraut mit sonderlichem Fleiß gebauet wird: es ist eben derjenige, den wir vor diesem aus Italien kommen liessen, und wurde Fenouil de Florence, Florentiner Fenchel, genennet.

Den Fenchelsamen soll man erwehlen, der da frisch und reine ist, fein völlig und von süssem lieblichen Geschmack: er führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

Das Kraut, die Blätter und die Wurtzeln führen viel phlegma, ziemlich kräftiges Oel, Sal essentiale und fixum.

Das Fenchelkraut ist zu den Augen gut: sie reinigen, stärcken und machen ein helles Gesichte, und mehren die Milch der saugenden Weiber: sie mildern die Schärffe auf der Brust, und stärcken den Magen.

Die Wurtzel eröffnet trefflich und ist eine gute Blutreinigung.

Der Samen zertheilet die Winde und treibet sie aus: stärcket den Magen, befördert die Dauung, macht einem guten Athem, wann er genauet wird.

Fœniculum kommt von Fœnum, Heu, weil dieses Kraut, gedörret, gelbe wird und als wie Heu.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 462.
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