Laureola

Laureola.
Laureola.

[620] Laureola.

Laureola, frantzösisch, Laureole, teutsch, Kellerhals, Zeidelbast, Zeiland, Lauskraut, ist[620] eine Gattung Thymelæa, oder ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet, die eine das Männlein, die andere das Weiblein.

Die erste wird genannt

Laureola, Dod. Ger. Park.

Laureola semper virens flore viridi, quibusdam Laureola mas, C.B.

Thymelæa, Lauri folio semper virens, sive Laureola mas, Pit. Tournef.

Laureola semper virens flore luteolo, J.B. Raji Hist.

Thymelæa foliis viridibus, Mesuæo.

Daphnoides, Dod. Gall. Ang.

frantzösisch, Laureole.

Die treibet einen Stengel, der jezuweilen schlecht und einfach ist: bisweilen aber theilt er sich in einen Hauffen Zweige, die sich gerne beugen und sehr schwer zerbrechen lassen; sind mit einer dicken, aschfarbnen oder weißlichten Rinde überzogen, und tragen eine grosse Anzahl länglichter und breiter, fetter und glatter, schwärtzlichter und gleissender Blätter, die den Lorbeerblättern ähnlich, doch um ein gut Theil kleiner sind und Büschel-weise bey einander stehen. Die Blüten sind klein, stehen oben auf den Spitzen ihrer Zweige, wie Sträuslein an einander, und sehen gelblichtgrün: jedwede ist ein kleines Röhrlein, das oben ausgeschweifft, und in vier spitzige Theile zerspalten ist, die wie ein Creutz einander gegen über stehen. Wann die Blüte vergangen ist, so folget eine Beere, die ist so dicke, als wie eine Wachholderbeere, ovalrund, im Anfang grün, doch, wann sie reiff geworden, schwartz und fleischig. Sie beschliesset einen länglichten und harten Samen, der etwas länger als ein Hanffkorn ist, mit weissen Marck erfüllet. Die Wurtzel ist lang und dick, holtzig und gar gebeugsam, theilet sich in gar viel Seitenwurtzeln, schiest sehr tieff in die Erde, und ist nicht leicht herauszuziehen. Dieses Gewächse wächst an bergichten und rauhen, ungeschlacht- und schattigen Orten, auch im Holtze und bleibt beständig grün. Die Blätter, die Frucht und die Rinde haben eine dermassen grosse Schärffe, daß sie einem den Hals verbrennen, wann man sie in den Mund genommen hat.

Die andere Gattung heist

Laureola folio deciduo, flore purpureo, officinis Laureola fœmina, C.B.

Chamælea Germanica, sive Mezereum, Ger. Raji Hist.

Thymelæa, Cord. in Diosc.

Thymelæa Lauri folio, sive Laureola fœmina, Pit. Tournef.

Laureola folio deciduo, sive Mezereum Germanicum, J.B.

Laureola fœmina & Daphnoides crocea, Lugd.

Chamælea Germanica, Dod.

Mezereum Germanicum, Lob.

[621] Daphnoides, Fuch. Turn.

Chamædæphne, sive pusilla Laurus, Adv.

Laureola major, Cast.

frantzösisch, Bois-Gentil.

Ist ein kleiner Strauch, der auf vier Fuß hoch wird, und einen Hauffen holtzigte Zweige treibet, die sich gerne biegen und drehen lassen, schwanck sind und rund, mit einer doppelten Schale überzogen, von denen die erste dünne ist, aschfarbig und läst sich gar bald absondern. Die andere ist aussen grün, inwendig weiß, läst sich gut drehen, und ist schwerlich zu zerreissen. Das Holtz ist weiß und hat sehr wenig Kern. Die Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel weicher, viel bleicher und nicht so gleissend. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen seiner Zweige, sind klein, wolriechend und wie die Blüten an der Laureola mas gestalt; doch aber blaßroth, in etwas purperfarbig, als wie die Pfirschenblüten. Nach ihnen folgen rothe Beeren, die aber schwartz werden, wann sie vertrocknen. Die Wurtzel ist lang. Das gantze Gewächse hat einen starcken Geruch; allein die Blüte riecht gar lieblich. Sein Geschmack ist scharff und brennend. Es wächst in Höltzern, wo es bergicht ist, an schattigen und rauhen, gantz verlassenen Orten. Zu Anfang des Winters läst es seine Blätter fallen.

Alle beyde Sorten der Laureola führen viel Oel, sehr scharffes, fixes und essentialisch Saltz: an Kräften kommen sie einander gleich.

Ihre Blätter, Früchte und Schalen purgiren den Schleim und andre Feuchtigkeiten heftig weg: sie werden zur Wassersucht gebrauchet, und entweder als ein Pulver genommen, oder aber als ein infusum.

Laureola, quasi Laurus pusilla, ein kleiner Lorbeerbaum: dieweil die Blätter und die Früchte an diesen Gewächsen schier als wie die am Lorbeerbaume sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 620-622.
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