Lilium convallium

[647] Lilium convallium.

Lilium convallium, Dod. Ger.

Lilium convallium album, C.B. Pit. Tournef.

Lilium convallium vel vernum, Theophrasti, Ad. Lob.

Lilium convallium vulgo, J.B. Raji Hist.

Lilium convallium flore albo, Park.

frantzösisch, Muguet oder Lis des vallées.

teutsch, Mäyenblümlein.

Ist ein Gewächs, welches zwey oder drey Blätter bringet, die ziemlich breit und grün, lind und glatt sind, der Lilien ihren nicht unähnlich, iedoch weit kleiner. Es treibt auch einen kleinen Stengel, fast eines halben Schuhes hoch, der ist dünn und eckigt, von der Wurtzel an bis auf die Mitten blos. Die obere Helffte ist mit einer guten Anzahl Blumen besetzet, die bey nahe gantz rund sind, und die Gestalt einer Glocke haben mit fünff oder sechs Kerben oder Einschnitten, ohne Kelch, weiß, schön und lieblich von Geruch: sie sitzen auf gar kurtzen Stielen an ihrem Stengel, hangen schier auf allen Seiten herunterwärts, und schmecken bitter. Darauf folgen Beeren, die schier gantz rund sind, roth und den Spargelbeeren nicht unähnlich, nur daß sie kleiner: sie beschliessen einen Hauffen dicht beysammen sitzender, ovalrund und harter, bitterer Samen. Die Wurtzeln sind lang, dünn und weiß, kriechen in der Erde herum. Dieses Gewächse wächst im Holtze, in den Thälern, und an schattigen, feuchten Orten. Die[647] Blume wird zur Artzney gebraucht: führet viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz.

Sie dienet ungemein das Haupt zu stärcken, wider die fallende Sucht, die Lähmung der Glieder und den Schlag, innerlich gebrauchet: sie wird auch unter die Schnupf- und Niesepulver genommen.

Es giebet sonsten noch zwey andere Sorten Mayenblumen, welche aber schier gar nicht zur Artzney gebräuchlich sind.

Die erste heisset Lilium convallium latifolium, C.B. Mayenblumen mit breitem Kraute. Deren Stengel ist eines Schuhes hoch: der Blätter sind drey an der Zahl, einer Hand lang, breit und voll Adern, grün und glatt, umgeben den Stengel mit ihrem untern Theile. Die Blumen sind viel grösser, weder die gemeinen, weiß, wolriechend und schier gäntzlich rund. Die Frucht ist rund und roth. Die Wurtzeln sind lang, dünn und herum kriechend. Sie wird in ein und andern Gärten gehalten.

Ihre Blume hat zum wenigsten so viel Kraft, als die vorhergehenden, alleine, sie ist rar, und könte wol grand Muguet, grosse Mayenblumen, heissen.

Die andere Gattung heist Lilium convallium flore rubente, C.B. Mayenblümlein mit röthlichten Blumen. Die ist von der gemeinen Art blos darin unterschieden, daß ihre Blume bleichroth oder fleischfarben ist, und sie nicht so starck reucht.

Wiewol nun dieser Blume der Titel Lilium gegeben worden, so siehet doch dieselbe keineswegs wie eine Lilie aus.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 647-648.
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