[898] Polygala.
Polygala, Ger.
Polygala minor, Park.
Polygalon multis, J.B. Raji Hist.
Polygala vulgaris, C.B. Pit. Tournef.
Polygala recentiorum, Adv. Lob.
Flos Ambarvalis, Dod.
teutsch, Creutzblümlein.
Ist ein Kraut, das kleine Stengel treibt, fast eines halben Schuhes hoch, die sind schlanck, ziemlich harte; theils stehen in die Höhe, theils liegen auf dem Boden, sehen grün und etwas roth, sind mit kleinen Blätterlein besetzet, die eins ums andre daran stehen, zum theil länglicht und spitzig sind, zum theile rundlicht. Die Blüten sind klein, stehen auf Art der Aehren, mitten von dem Stengel an bis eben in die Spitze hinaus, und sehen blau oder veilgenblau, purperfarbig oder roth, gar selten weiß. Jedwede Blüte ist, nach Tourneforts Angeben, ein Röhrlein, welches unten an dem Boden gantz zu ist, und oben in zwey labia zertheilet. Wann dieselbige vergangen, so folgt ihr eine Frucht, oder eine platte Tasche, die in zwey Theile getheilt und mit länglichten Samen angefüllet ist. Diese Frucht ist in den Blumenkelch gewickelt, welcher aus fünff Blätterlein bestehet, von denen drey gar klein, die andern zwey groß sind. Die Wurtzel ist holtzig, hart und dünne, schmeckt bitter und würtzhaftig. Dieses Kraut wächst an erhabnen Orten, wo es viel Gras giebet, die nicht gegraben, oder sonst nicht viel betreten werden. Es blühet gemeiniglich im May: führet ziemlich viel Oel und phlegma, wenig Saltz.
Den säugenden Frauen soll es die Milch vermehren: es reiniget und laxiret, führet die Galle gantz gelinde ab.
Polygala kommt von πολὺ, multum, viel, und γάλα, lac, Milch, als ob es solte heissen, ein Kraut, das zu Vermehrung der Milch gut ist.
Ambarvalis kommt von ambiendis arvis, vom umgehen der Aecker, dieweil die Alten eine Gewohnheit hatten, daß sie ihre Jungfrauen mit diesem Kraute bekräntzeten, wann sie ihre Proceßionen um die Felder hielten, und GOtt um Fruchtbarkeit der Landfrüchte baten.