LXVI.

[64] 1. Schein uns du liebe sonne,

gib uns ein hellen schein,

Schein uns zwey lieb zusammen,

ey die gerne bey einander wollen sein.


2. Dort ferne auff jenem berge,

leit sich ein kalter schnee,

Der schnee kan nicht zu schmelzen,

denn Gottes wille der mus ergehn.


3. Gottes wille der ist ergangen,

zu schmoltzen (so) ist uns der schnee,

Gott gesegne euch vater und mutter,

ich sehe euch nimmermehr.


4. Dort niden in jenem holtze,

leit sich ein mülen stoltz,

Sie malet uns alle morgen,

das silber, das rote gold.


5. Dort niden in jenem grunde,

schwemmet sich ein hirschlein fein,

Was fürt es in seim munde,

von gold ein ringelein.


6. Hett ich des goldes ein stücke,

zu einem ringelein,

Meinem bulen wolt ichs schicken,

zu einem gold fingerlein.[64]


7. Was schickt sie mir denn wieder,

von perlen ein krentzelein,

Sihe da du feiner ritter,

dabey gedenck du mein.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 64-65.
Lizenz:
Kategorien: