CCXXXVIII.

[345] 1. Ich gieng für einer fraw wirtin haus,

man fraget mich wer ich were,

Ich bin ein armer schwartzer knab,

ich eß und trincke gerne.


2. Man führt mich in die stuben hinein,

da bot man mir zu trincken,

Mein äuglein lies ich umbher gan,

den becher lies ich sincken.


3. Man satzt mich oben an den tisch,

als ob ich ein kauffman were,

Und da es an ein zahlen gieng,

mein seckel der war leere.


4. Und da man nu solt schlaffen gan,

man wiß mich wol in die schewre,[345]

Da stund ich armer schwartzer knab,

mein lachen ward mir thewre.


5. Und da ich in die schewre kam,

da fieng ich an zu nisten,

Da stachen mich die hageldorn,

darzu die rauhen distel.


6. Da ich des morgens frü auffstund,

der reiff lag auff dem dache,

Da must ich armer schwartzer knab,

meins unglücks selber lachen.


7. Ich nam mein schwert wol in die hand,

ich gürts wol an die seiten,

Da ich kein geld im seckel hett,

zu fussen must ich reiten.


8. Ich macht mich auff, ich macht mich darvon,

ich macht mich wol auff die strassen,

Da begegnet mir ein kauffman gut,

seine tasch must er mir lassen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 345-346.
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