CCLI.

[361] 1. Warumb solt ich nicht frölich sein,

und haben ein guten muth,

das alles soltu bleiben lan

was dir nit wol ansteht,[361]

Brauch deinen sinn zu deiner klugheit,

dein gemüth zu deinem verstandt,

und thu dasselb auch keinem nicht,

das du nicht haben wilt.


2. Spott niemands nicht, ich rath dirs nicht,

es gefelt dir auch selbs nicht,

du weist nicht von wann das unglück kompt,

das dir auch offt antrifft.

Man kent den vogel bey den federn wol,

den wolff bey seinen haaren,

wann du seinen sinn, alles wol weist,

was darfstu weiter fragen.


3. Was kan dir auch denn schaden thun

zu zeiten ein kleines wort,

mit still schweigen verantwort man viel,

hab ich mein tag gehort,

Redt man dir was in dein ehr,

schweig nit das rat ich dir,

und thu dich des verantworten,

wo dirs gebüren wil.


4. Wirstu das alles thun,

es wird dir wol anstan,

wirstu die alten in ehren han,

es wird dir wol ergan,

Du kluger rath bist wolgemuth,

veracht die alten nit,

auff das sie dich nit fahen thun

zu zeiten in deiner rede.


5. Dis lied sey dir gesungen,

hertzlieb zu guter nacht,

und thu dich bas bedencken,

hab acht auff deine rede,

Rede nicht zu viel ohn alle not,

das bit ich fleissig dich,

heut befehle ich dich dem lieben Gott,

gedencke auch offt an mich.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 361-362.
Lizenz:
Kategorien: