CCLVI.

Ein schön new lied, von der hochlöblichen kunst der buchdruckerey, allen frommen druckergesellen zu gut gemacht, durch G.B.

[370] 1. Wolauf mit reichem schalle,

ich weis mir ein geselschafft gut,

geliebt mir vor andern allen,

sie tregt ein freyen mut,

sie hat ein kleine sorge,

wol umb das römische reich,

es sterb gleich heut oder morgen,

so gilt es jn alles gleich.


2. Der papirer sprach behende

so frischlich zu der fahrt,

mir kleben so hart die hende,

wol von dem leyme zart,

den ich jetzt hab getrieben

wol auff das papir so gut,

wolauff jr drucker alle,

wir haben ein freyen mut.


3. Der drucker sprach behende,

ich wil mit auff die fahrt,

mir schwitzen sehr die lenden,

ich hab gezogen so hart,

ich mus jetzt warlich trincken,

sonst kann ich drucken nit,

der setzer thet jhm wincken,

ich gehe gewisslich mit.


4. Meine form die klebt so harte,

macht sie ist nicht genetzt,

drumb ich der gesellschafft warte,

die es tapffer hinein setzt,

so wil ich, sprach der giesser,

allein nicht hleiben hie,[371]

mein zeug der wil nicht fliessen,

ich hab getruncken nie.


5. Ich wil so sehre zechen,

als ewer keiner nicht,

thet der corrector sprechen,

dann jr habt so naß gesicht,

wann ich ewer ein thu anblicken,

so dürstet mich so sehr,

das ich wol möcht ersticken,

wan nichts zu trincken wer.


6. Soll ich solch gesellschafft meiden,

sprach der formschneider drauff,

so hör ich jetzt auff zu schneiden,

daß ich auch gerne sauff,

und spar nit dran mein rachen,

tragt jr mir auff mit schall,

ich wil trincken das mus krachen,

Gott geb wers glach bezahlt.


7. Da sprachen die buchbinder kecke,

aus frischem freyen mut,

buchbinden wil uns nicht schmecken

wir wissen eine wirtin gut:

tregt uns auff hüner und fische,

darzu den besten wein,

setzt sich zu uns an tische,

und schenckt uns tapffer ein.


8. Wir wollen trawren lassen,

wer lust zu trawren hat,

uns kleiner trüncklein massen,

es sey früh oder spat,

haben wir nicht allzeit pfenning,

so achten wirs gering,

wir haben jr viel oder wenig,

so sind wir guter ding.


9. Dann guter mut auff erden,

spricht man, sey halber leib,[372]

uns kan doch nicht mehr werden,

denn das man kurtzweil treib,

mit fechten, ringen, springen,

und ander ehrlich spiel,

welchs uns zu hand thut bringen

gros glück und frewden viel.


10. Wir müssen allzeit netzen,

welchs unser orden helt,

im drucken und im setzen

netzt man das nichts umbfelt,

drumb darff sich niemand wundern,

das wir uns halten naß,

der orden helts besonder,

zechen ohn unterlas.


11. Der drucker kunst ich preise,

für ander allzumal,

es bedarff nit viel beweisens,

man sicht es teglich wol,

das Gottes wort so reine,

durch jr künstliche hand,

und andere kunst gemeine,

auffkommen in alle land.


12. Uns sind viel gelert leut holde,

von wegen drucker kunst,

wann man als schreiben solte,

würd mancher lernen sunst

darfür ein flegel führen,

und dreschen das es kracht,

dann das er solt studieren,

welchs man jetzt nit betracht.


13. Der uns dis liedlein new gesang,

der günnet den druckern guts,

er wünscht allen ein gute nacht,

er ist gern gutes muths,

ist jhm etwan mißlungen,

so kom jhm glück zu rath,[373]

das hat Jörg Busch gesungen,

zu Nürnberg in der stadt.


Frisch, frey, frölich freundlich und fromb,

Ist aller buchdrucker reichthumb.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 370-374.
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