CCLVIII.

[376] 1. Ich bin so lang gewesen,

ich bin so lang gewesen,

Mein feins lieb hat ein andern außerlesen,

und nicht gedacht der trew in meim abwesen,

Sie sagt, sie wolt für rotes gold,

mein nicht vergessen,

Als ich kom hin, spricht sie, ich bin

so lang gewesen.


2. Ich bin so lang gewesen : | :

Das klag ich Gott und dir mein schatz auff erden,

du sagst du wolst gewis mein eigen werden,

So ists umb sonst, dein lieb und gunst

ist gantz verloren,

Die du noch mir stets mit begier

hast hoch geschworen.


3. Ich bin so lang gewesen : | :

Das lestu mich feins lieb ja nicht entgelten,

du weist dein wort das wil ich jetzt nicht melten,

Ach lieb gedenck, mein hertz nicht krenck,

was du versprochen,

Dein falsche dück durch unglück

sonst wird gerochen.


4. Ich bin so lang gewesen : | :

Wolan ich befehl Gott dein untrew und spott,

der wird an dir wol rechen mein grosse not,

Weil du nicht wilt, mir es gleich gilt,

ich acht es auch klein,

das glück wird mein, der schad wird dein,

glaub mir, gewis sein.[376]


5. Ich bin so lang gewesen : | :

Ich hoff ich wil zu rechter zeit noch kommen,

das kan nicht sein mein schad, sondern mein frommen,

Ich hoff der zeit, die mich erfrewt,

du magst wol lesen,

Fahr jmmer hin, ob ich schon bin

zu lang gewesen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 376-377.
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