607.

[232] Zwey brüder / welche in einem hause zusammen wohneten / sahen ein ander vollkommen ähnlich / und hatten einerley nahmen. Als nun ein gewisser mann mit dem einen unter diesen brüdern reden wolte / fragte ihn der[232] pförtner: Nach welchem fraget ihr? jener antwortete: Nach demjenigen / welcher rath ist. Dieser erwiederte: Sie seynd alle beyde räthe. Jener sagte ferner: Nach demjenigen / welcher schielt. Dieser antwortete: Sie schielen alle beyde. So dann sagte jener: Nach demjenigen / welcher verheyrathet ist. Dieser antwortete: Sie haben alle beyde weiber. Endlich sagte jener: Nach demjenigen / welcher ein hahnrey ist. Dieser antwortete: In wahrheit / mein herr / ich glaube sie seynd es alle beyde. Worauf jener versetzte: Ey diese beyden leute seynd wohl recht dazu bestimmet / daß sie ein ander in allem gleich seyn müssen.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 232-233.
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