Zweite Szene

[257] Frey, Johann. Von rechts hinter dem Zaun treten auf und kommen durch die Mitte vor Schalanter, Martin, Stötzl, gleich darauf Barbara und Sedlberger. Später aus dem Hause Mostinger und Tonl.


SCHALANTER. Da wärn wir an Ort und Stell – Verstohlen nach Frey deutend. –, und dort sitzt a unser Mann. – Aber wo bleiben denn die andern? So kommts doch!

BARBARA noch hinter dem Zaun. Na, na, da sein wir ja schon.

JOHANN ist aufgestanden. Guten Abend, Herr Schalanter!

SCHALANTER. Ah, guten Abend, Johann! Sein Sö a da? Wie geht's?

JOHANN. Danke –

SCHALANTER. Na, das is recht! Heda, Wirtshaus!

BARBARA ihren Begleiter auf die Achsel dreschend. Sedlberger, da schaun Sö Ihnen, nachher um, daß ich was Guts krieg!

MOSTINGER kommt eilig aus dem Hause, der kleine Tonl hängt sich an seine Schürze und läuft nebenher. Guten Abend – guten Abend wünsch ich! Zu Tonl. Laßt aus, du! Mußt d' übrall dabeisein? Wirst net bei der Mutter[257] in der Kuchel bleibn? Zu den Gästen. Was ist denn gfällig?

SCHALANTER. Ein Wein, aber a guter, schlechten hab ich heut schon gnug trunken. Bringen S' gleich a paar Flascheln mit, dö für uns ausreichen, wie S' uns da sehn.

MOSTINGER. Schön, solln zfrieden sein, Euer Gnaden! Verlassen S' Ihnen! Eilig ab ins Haus.


Tonl läuft bis zur Türe mit, bleibt dort zurück, klettert auf die Bank und beginnt an dem Gewehrriemen zu spielen.


SCHALANTER. Jetzt sein wir erst noch nit vollzählig. Da kann mer sich ja nie aufn Wirt sein Augenmaß verlassen. Wo is denn 's Madl und der Katscher?

BARBARA. No im Dischkurs. Laß doch 'n jungen Leuten a a Freud. Da kommen s' eh schon.


Josepha und Katscher werden hinter dem Zaune rechts sichtbar.


JOHANN. Ah, jetzt gibt's mehr ein Stich ins Herz!


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 257-258.
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