Fieberglut

[23] Durch meine Adern

Rast Fieberglut!

In meinem kranken

Ausgedörrten Hirne

Lodert des Wahnsinns

Flamme empor!

Aus Nacht und Graus,

Aus wilder Verzweiflung

Schreit meine Seele

Nach dir, nach dir

Du süße

Ewigverlorene Geliebte!

In heißen Thränen

Quillt das Opfer

Unendlicher Sehnsucht.

O daß ich vergessen könnte! ...

Ertödten der Erinnerung

Vielholden Mährchenduft!

In tollem Sinnentaumel

Bachantisch schwelgen,

Hinsterben in den Wonnen

Rauschseliger Liebe! ...

Wie schön schien die Welt

Dem Auge des Glücklichen!

Ein schimmernder Blüthenhag

Süß umwoben und durchzittert

Von Duft und Schall

Und nun –

In Nacht getaucht

Ist der Lichtkreis der Sonne,

Zum Schmerz wird jeder Athemzug

Der leidgepreßten Brust,

Immer wieder wühl' ich,

O wollüstige Selbstqual!

In meiner Wunde,

Der nie verharschenden ...

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 23-24.
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