Zum Geburtstage, mit einem Hut

[267] An Antoinette Schw.


1807.


Antoinette! Antoinette!

Aus dem Bette, aus dem Bette!

Hör' mein Singen, hör' mein Pfeifen,

Sieh die hellen lichten Streifen!

Auf, erwache! denn im Nacken sitzet

Dir ein Schelm, der Pfeile spitzet,

Und es ruft zu aller Ohren,

Daß du heute wardst geboren.


Antoinette! Antoinette!

Wenn ich hätte eine Kette,

Würde ich dein Zünglein legen

In die Kette, denn verwegen

Bist du in dem Wahrheitsagen!

Heut will ich dir Wahrheit sagen!

Klingen dir nicht schon die Ohren

Links und rechts? Es geh' dir nichts verloren![267]


Antoinette! Antoinette!

Ach ich wette, ach ich wette,

Daß du wirst den Trotz bereuen!

Denn der Schelm in deinem Nacken

Wird dich selber endlich zwacken,

Und du wirst vergebens dräuen,

Diesen Tag hat er sich recht erkoren,

Weil du heute wardst geboren.


Antoinette! Antoinette!

Sieh, ich rette, sieh, ich rette

Dich durch diesen Hut von Fortunaten,

Der dich unsichtbar kann machen.

Sei auf deiner Hut nicht stets zu lachen,

Hör' was Andre sagen, muß ich rathen!

Manches kleidet dich vor Thoren,

Denke, daß kein Jahr für dich verloren.


Antoinette! Antoinette!

Wie so nette, wie so nette

Könnt' ich dir was Schönes sagen!

Doch ich will dich mir verstecken

In dem Hut um dich zu necken,

Denn sonst würde ich's nicht wagen;

Furcht vor Augen oder Ohren, –

Schone meiner, weil du heut geboren!

Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 267-268.
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