Aus einem ähnlichen Lied im Ton der Schlacht von Pavia

[336] Frankfurt, die hochgelobte Stadt!

Sag mir, wie sie's verdienet hat,

Um Fürsten und groß Herren,

Sechs Fürsten kamen auf eine Zeit,

Die wollten sie umkehren.


Kaiser Karl, der hielt die Stadt in Hut,

Versammelt da ein Haufen gut,

Von Reutern und Landsknechten,[336]

Die waren stets ganz wohlgemuth

Mit ihm ums Blut zu fechten.


Konrad von Hanstein, dem edlen Held,

Dem war die Stadt anheim gestellt

Zu frommen treuen Händen,

Der hielt sich wohl; drum alle Welt

Ihn preißt in allen Landen.


Die Fürsten schossen Tag und Nacht,

Bewiesen ihre große Macht,

Und ließen sich nichts dauren,

Die Tauben in ihren Häuslein klein

Die mußten darum trauren.


Zu Nürnberg in der werthen Stadt

Ein Ocklesmann sein Wohnung hat,

Kann gut Pilullen machen,

Die hört man hie stets früh und spat

Mit großer Macht herkrachen.


Der Unfall fahr ihm in die Händ,

Und schlag den Kopf ihm um die Wänd,

Mit seiner großen Taschen!

Ich mein, der Markgraf sey ein Mann,

Der könn ihm daraus naschen.


Aber Markgraf, wie gefiel es dir?

Willst du nicht kommen wieder schier?

Den Wein wollen wir dir schenken,

Den Mecklenburg bring auch mit dir,

So springen wir über die Bänke.[337]


Ein'n Hahn wir dir bereitet han,

Ein Rehbock steht auch auf dem Plan,

Ein Kauz in freyer Schanzen,

Ein Lanzknecht der ist wohlgemuth,

Der wollt gern mit dir tanzen.


Es ist auch neulich kommen her,

Ein Thier, das heißt der leidig Bär,

Den führt bös Els am Stricke,

Der Bauer mit seim groben Sack,

Die werden dich wohl zwicken,


Sie haben sich all wohlbedacht,

Ein Sack mit Ingwer mit sich bracht,

Viel Lorbern und Muskaten,

Wann dir darnach der Bauch thut weh,

Sie können ihrer wohl entrathen.


Ich wollt, daß nie dem wohl erging,

Der Unlust und groß Krieg anfing,

Zu verderben Städt und Lande,

O Gott, wer rächt der Armen Blut?

Es steht in deinen Handen.


Man spricht: Arm Leut drückt jedermann,

Das wir dann jetzt vor Augen han,

Kein Freund will sie erretten,

Man schickt eh Pulver und grob Geschütz,

Daß man sie mög zertreten.


Gott aber sieht mit Macht darein,

Und wehrt des Teufels falschen Schein,

Und seinen bösen Tücken,[338]

Er wird ohn Zweifel den Kaiser gut

Nicht lassen unterdrücken.

Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 336-339.
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