Des Narren Herbstlied

[25] Bunt wie mein Mantel und Kleid

Wird nun die Welt, oh weh.

Lacht mir das Herz im Leib,

Wie ich das seh.


Einst war ich jung und frisch,

Eija, da war ich grün,

Grün wie die Weide, daran

Maikätzchen blühn.


Dann kam die Zeit, die schnitt

Falten ums Maul mir schief.

Grinsen lernte ich da

Und weinte tief.
[25]

Trug bald ein bunt Gewand,

Schuppen und Schellen daran,

Wehe, es klirrt, wenn ich spring,

Ich alter Mann.


Holla, ein bunter Narr!

Holla, ein Klimperkleid!

Holla, die Welt wird bunt,

Und ich gescheit.


Laßt mich nun schlafen geh'n,

Legt mich ins Grab hinein!

Ueber ein Kleines, ach,

Wird Frühling sein.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 25-26.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)