Hinter einer grünen Weide

[184] Heute sah ich, heute, o

Hinter einer grünen Weide

Zwei sich küssen; diese beide

Schienen mir des Lebens froh.
[184]

Ei, wie reizend war sie, und,

O, wie eifrig bei der Sache!

Manche geben flaue, flache

Küsse; – ihre waren rund.


Rund und voll, und, wie mir schien,

Wußte er sowas zu schätzen,

Und so war es ein Ergötzen

Wie für sie, so auch für ihn.


Selbst der grünen Weide rann

Ein Entzücken durch die Zweige,

Und sie sah sich mit Geneige

Das Geschnäbel freundlich an.

Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 184-185.
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