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1744
19. Juli: Heinrich Christian Boie ist der älteste Sohn des aus einer Dithmarscher Familie stammenden Pastors Johann Friedrich Boie (1716–1776) und seiner Frau Engel Katharina, geboren Boie Haberkorn, die einer hessischen Gelehrtenfamilie entstammt.
1757
Besuch Heinrich Christian Boies der Flensburger Gelehrtenschule.
1764
Sommer: Boie beginnt in Jena das Studium der Theologie, wechselt jedoch kurz darauf zur Rechtswissenschaft. Er liest englische Schauspiele, übersetzt und bearbeitet einige von ihnen und verfaßt erste eigene Gedichte.
1767
Herbst: Boie kehrt nach Flensburg zurück. Auf der Reise dorthin macht er erste literarische Bekanntschaften, unter anderen mit Gleim, mit dem er danach sogleich eine Korrespondenz beginnt, und mit Lessing, den er später noch wiederholt in Braunschweig und Wolfenbüttel wiedersieht.
1769
April: Boie geht nach Göttingen, um das juristische Studium zu beenden. Während er als Hofmeister seinen Unterhalt verdient, widmet er sich dort jedoch in erster Linie seinen literarischen Neigungen. Boie gründet zusammen mit Gotter, angeregt durch den seit 1765 erscheinenden französichen »Almanach des Muses«, einen deutschen Musenalmanach, der alljährlich eine Reihe von Gedichten in einer »Poetischen Blumenlese« sammeln soll. Die beiden Initiatoren werden dabei von Abraham Gotthelf Kästner unterstützt, der neben Heyne und Lichtenberg zu den Göttinger Professoren zählt, mit denen Boie privat verkehrt.
1770
Der erste Jahrgang des »Musen Almanachs« erscheint.
1771–1775
Nach Gotters Weggang aus Göttingen gibt Boie fünf weitere Jahrgänge allein heraus, wobei er die Redaktion des letzten Jahrgangs Johann Heinrich Voß überträgt.
1771
Frühjahr: Boie tritt mit den in Göttingen lebenden jungen Dichtern in engere Beziehung. Er sieht seine Aufgabe mehr und mehr darin, heranwachsenden Talenten durch Anregung und kritisches Urteil fördernd zur Seite zu stehen. Er befreundet sich mit Bürger und lernt Hölty, Johann Martin Miller und Johann Friedrich Hahn kennen.
1772
September: Durch Voß und einige seiner engeren Freunde erfolgt die feierliche Stiftung des »Göttinger Hainbundes«. Boie erhält als »Werdomar« (= Name des Führers des Bardenchors in Klopstocks »Hermannsschlacht«) eine Ehrenstelle in dieser Dichtervereinigung.
1773–1774
Winter: Den als Vorbild verehrten Klopstock, zu dem die Brüder Stolberg den Kontakt hergestellt haben, besucht Boie mehrere Wochen in Hamburg. Boie steht mit Klopstock, der zeit seines Lebens sein literarisches Idol blieb, schon vorher in Verbindung, indem er als dessen »Premierminister« (Klopstock an Ebert, Juni 1773) tatkräftige Hilfe bei der Subskribentensammlung für die Gelehrtenrepublik leistet.
1769–1770
Winter: Auf Reisen macht Boie neue literarische Bekanntschaften und rekrutiert dadurch Almanach-Beiträger. In Berlin lernt er Nicolai, Anna Luise Karsch, Moses Mendelssohn und Ramler kennen, in Potsdam Knebel, in Magdeburg Gottfried Benedict Funk und bei Gleim in Halberstadt Johann Georg Jacobi.
1770
Frühjahr: Boie trifft in Erfurt erstmals mit Wieland zusammen.
1771
Boie trifft in Braunschweig Johann Arnold Ebert und Carl Christian Gärtner. In Göttingen begegnet ihm mehrfach Herder, der ihm für viele Jahre ein enger Freund wird.
1774
Boie sieht in Düsseldorf die Brüder Jacobi, in Ehrenbreitstein Sophie von La Roche, in Darmstadt Johann Heinrich Merck und in Frankfurt erstmals Goethe, der ihm seinen Urfaust vorliest.
1775
Dezember: Boie erhält die Zusage für die Stelle des zweiten Stabssekretärs bei der hannoverschen Armee, um die er sich zur Erlangung eines festen Einkommens, das ihm die Arbeit als Redakteur nicht bieten kann, beworben hat.
1776
Er überläßt die Weiterführung des Almanachs seinem künftigen Schwager Voß. Boie bereitet gemeinsam mit Christian Conrad Wilhelm Dohm (1751–1820) die Herausgabe einer neuen Monatsschrift vor.
1776
Januar: Die erste Ausgabe der Montasschrift »Deutsches Museum« erscheint. Die literarische Schrift wird bis Juli 1778 von Boie und Dohm, danach bis Dezember 1788 von Boie allein herausgegeben. Sie entwickelt sich zu einem der wichtigsten Organe in der Geschichte des deutschen Zeitschriftenwesens. Boie kann für diese Zeitschrift aufgrund seiner weitreichenden persönlichen Beziehungen einen großen Mitarbeiterkreis gewinnen: Klopstock, Bürger, Hamann, Herder, Goethe, Lenz, Klinger, Friedrich Heinrich Jacobi und August Wilhelm Schlegel.
Februar: Er übersiedelt nach Hannover, und tritt seine Stelle als Stabsekretär in der militärischen Verwaltung an. Er behält sie für fünf Jahre. In Hannover trifft er Hölty und Johann Anton Leisewitz an.
Herbst: Während er in den Familien von Johann Christian Kestner und Georg Brandes verkehrt, lernt er Luise Mejer kennen, die seine engste Freundin und Briefpartnerin wird. Eine intensive Freundschaft entwickelt sich zu dem Arzt Johann Georg Zimmermann. Als Besucher stellen sich Claudius und Anton Matthias Sprickmann ein.
1779
Sommer: Boie ist mit den Brüdern Stolberg zusammen, auf deren Wunsch er Ende des Jahres eine erste Sammlung ihrer Gedichte herausgibt (Leipzig 1779).
1780
Boie lernt in Kopenhagen den dänischen Minister Andreas Peter Graf von Bernstorff kennen, der sich für seine beruflichen Pläne einsetzt.
1781
Januar: Boie erhält die erhoffte Stelle des Landvogts von Süderdithmarschen in Meldorf, die mit seiner Ernennung zum dänischen Justizrat (1790 Etatsrat) verbunden ist.
März: Er übersiedelt in seine Geburtsstadt, wo er den Rest seines Lebens verbringt. Freundschaftliche Kontakte zu der Familie von Carsten Niebuhr sowie regelmäßige Reisen nach Flensburg, zu Klopstock und anderen Freunden in Norddeutschland lenken ihn von beruflichen Problemen und der Isoliertheit in der Kleinstadt ab.
1785
Juni: Boie heiratet in Celle die damals 38jährige Luise Mejer, die bereits ein Jahr später im Kindbett stirbt.
1788
Nach dem Tod seiner ersten Frau beginnt Boie wieder Gedichte zu schreiben, um die Mitte der 90er Jahre auch mehrere größere Verserzählungen.
Er heiratet Sara von Hugo (1754–1842). Der Ehe entstammen vier Kinder, darunter der spätere Jurist und Ornithologe Friedrich Boie (1789–1870) und der spätere Jurist und Naturforscher Heinrich Boie (1794–1827).
1789
Juli: Nach der durch den Verleger Weygand herbeigeführten Einstellung des »Deutschen Museums« will Boie die Zeitschrift bei Göschen unter dem Titel »Neues Deutsches Museum« fortsetzen. Dies gelingt ihm jedoch nur bis Juni 1791.
1789–1792
Boie ist mehrfach Gast in Emkendorf, einem Schloß des Grafen Friedrich Reventlow, doch der religiöse Dogmatismus und politische Konservativismus des Kreises veranlaßt ihn zur Lösung der Beziehungen.
1804
Als einzige Einzelveröffentlichung Boies erscheinen vier »Lieder der Freude« (Friedrichstadt 1804) auf die Geburtstage des dänischen Königs und Kronprinzen.
1806
25. Februar: Boie stirbt in Meldorf/Holstein.
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