|
[257] Ich bitt üch herren groß / vnd kleyn
Bedencken den nutz der gemeyn
Lont mir myn narrenkapp alleyn
Wann ich gedenck sümniß / vnd schand
So man yetz spürt / jn allem land
Von fürsten / herren / landen / stett
Wer wunder nit / ob ich schon hett
Myn ougen gantz der zähern voll
Das man so schmächlich sehen soll
Den krysten glouben nemen ab
Verzich man mir / ob ich schon hab[258]
Die fürsten ouch gesetzet har
Wir nemen (leyder) gröblich war
Des krysten glouben nott / vnd klag
Der myndert sich von tag zů tag /
Zům ersten hant die kätzer hert
Den halb zerrissen / vnd zerstört
Dar noch der schäntlich Machamet
Inn mer / vnd mer verwüstet het
Vnd den mit sym jrrsal geschänt
Der vor was groß jnn Orient
Vnd was glöubig alles Asia
Der Mören landt / vnd Affrica
Jetz hant dar jnn / wir gantz nüt me
Es möcht eym hertten steyn thůn we /
Was wir alleyn verloren hant
In kleyn Asyen / vnd kriechen landt
Das man die groß Türcky yetz nennt
Das ist dem glouben abgetrennt
Do sint die syben kirchen gsin
Do hat Johannes gschriben hyn
Do ist eyn so gůt landt verlorn
Das es all weltt möht han verschworn
On das man jnn Europa sytt
Verloren hat / jnn kurtzer zyt
Zwey keyserthům / vil künig rich
Vil mechtig land / vnd stett des glich
Constantinopel / Trapezunt
Die lant sint aller welt wol kunt
Achayam / Etholyam
Boeciam / Thessaliam
Thraciam / Macedoniam
Atticam / vnd beyd Mysiam
Ouch Tribulos / vnd Scordiscos
Bastarnas / sambt vnd Thauricos
Euboiam gnennet Nygrapont
Ouch Peram / Capham / vnd Idrunt
On ander schaden / vnd verlust
Die wir erlitten haben sunst[259]
In Morea / Dalmacia
Styer / Kernten / vnd Croacia
In Hungern / vnd der Wyndschē marck
Jetz sint die Türcken also starck
Das sie nit hant das mer alleyn
Sunder die Tůnow ist jr gemeyn
Vnd důnt eyn jnnbruch / wann sie went
Vil bystum / kyrchen sint geschent
Jetz grifft er an Apuliam
Dar noch gar bald Siciliam
Italia die stoßt dar an
So würt es dann an Rom ouch gan
An Lombardy / vnd welsche landt
Den vyndt den hant wir an der handt
Vnd went doch schloffend / sterben all
Der wolff ist worlich jnn dem stall
Vnd roubt der heiligen kyrchen schoff
Die wile der hirtt lyt jnn dem schloff
Die Römsche kirch vier schwestern hat
Do man hielt Patriarchen stadt
Constantinopel / Alexandria
Iherusalem / Anthiochia
Die sindt yetz kumen gantz dar von
Es würt bald an das houbt ouch gon /
Das ist als vnser sünden schuldt
Keyns mit dem andern hatt gedult
Oder mittlyden syner schwär
Jedes wolt / das es grösser wär /
Vnd gschicht vns / als den ochsen gschah
Do eyner dem andern zü sach
Biß das der wolff sie all zerreyß
Erst ging dem letsten vsß der schweiß /
Jeder der grifft yetz mit der hant
Ob noch kaltt sy syn mur / vnd want
Vnd gdenckt nit / das er vor lesch vß
Das für / ee es jm kum zů huß
So kumbt jm dann ruw / vnd leytt /
Zwytracht / vnd vngehorsamkeit[260]
Den krysten gloub zerstören důt
On nott vergüßt man krysten blůt
Nyeman gdenckt / wie nach es jm sy /
Vnd wänt doch allweg blyben fry
Biß jm vnglück kumbt für syn thůr
So stoßt er dann den kopff har für /
Die porten Europe offen syndt
Zů allen sitten ist der vyndt
Der nit schloffen noch růwen důt
In dürft allein / noch Christen blůt
O Rom / do du hatst künig vor
Do waßt du eygen / lange jor /
Dar noch jnn fryheit wardst gefürt
Als dich eyn gmeyner rott regiertt
Aber do man noch hochfart staltt
Noch richtům / vnd noch grossem gwalt
Vnd burger wider burger vacht
Des gmeynen nutzes nyeman acht
Do wart der gwalt zům teil zergon
Zů letzst / eym keyser vnderthon
Vnd vnder solchem gwalt / vnd schyn
Bist funffzehen hundert jor gesyn
Vnd stäts genomen ab / vnd von
Glich wie sich myndern důt der mon
So er schwyndt / vnd jm schyn gebrist
Das yetz gar wenig an dir ist
Well gott / das du ouch grössest dich
Do mit du sygst dem mon gantz glich /
Den dunckt nit / das er ettwas hab
Wer nit dem Römschen rich bricht ab
Zům erst die Saracenen hant
Das heilig vnd gelobte landt
Dar noch die Turcken handt so vil
Das als zů zalen / näm vil wile /
Vil stett sich brocht hant jnn gewer
Vnd achten yetz keyns keysers mer /
Eyn yeder fürst / der ganß bricht ab
Das er dar von eyn fäder hab /[261]
Dar vmb ist es nit wunder groß
Ob joch das rich sy blutt / vnd bloß
Man byndt eym yeden vor das jn
Das er nit vordern soll das syn /
Vnd lossen yeden jn sym stadt /
Wie ers biß har gebruchet hadt
Durch gott / jr fürsten sehen an
Was schad / zů letst dar vß werd gan /
Wann joch hyn vnder kem das rich
Ir blyben ouch nit ewigklich /
Eyn yedes ding me sterckung hatt
Wann es bynander gsamlet stat
Dann so es ist zerteilt von eyn /
Eynhellikeyt jn der gemeyn
Vffwachsen die bald all ding macht
Aber durch mißhell / vnd zwytracht
Werden ouch grosse ding zerstört /
Der tütschen lob was hochgeert
Vnd hatt erworben durch solch rům
Das man jnn gab das keyserthům /
Aber die tütschen flissen sich
Wie sie vernychten selbst jr rich
Do mit die stůdt zerstörung hab
Bissen die pferd jr schwäntz selb ab /
Worlich yetz vff den füssen ist
Der Cerastes / vnd Basylist /
Mancher der würt vergyfften sich
Der gyfft dar schmeycht dem Römschē rich
Aber jr herren / künig / land /
Nit wellen gstatten solch schand
Wellent dem Römschen rich zů stan
So mag das schiff noch vff recht gan
Ir haben zwor eyn künig milt
Der üch wol fürt / mit ritters schiltt
Der zwyngen tüg all land gemeyn
Wann jr jm helffen wendt alleyn
Der edel fürst Maximilian
Wol würdig ist der Römschen kron[262]
Dem kumbt on zwifel jnn sin handt
Die heilig erd / vnd das globte landt
Vnd wůrt sin anfang thůn all tag
Wann er alleyn üch trüwen mag /
Werffen vō üch solch schmoch / v spot
Dann kleynes heres / walttet gott /
Wie wol / wir vil verlorn handt
Sindt doch noch so vil kristen landt
Frům künig / fürsten / adel / gmeyn /
Das sie die gantze weltt alleyn /
Gewynnen / vnd vmbbringen baldt
Wann man alleyn sich zamen haldt
Truw / frid / vnd lieb sich bruchen důt
Ich hoff zů gott / es werd als gůt /
Ir sindt regyerer doch der land
Wachen / vnd důnt von üch all schand
Das man üch nit dem schiffman glich
Der vff dem mer flißt schloffes sich
So er das vngewitter sicht /
Oder eym hund der böllet nicht /
Oder eym wächter der nit wacht
Vnd vff syn hůtt hatt gantz keyn acht
Stont vff / vnd wachen von dem troum
Worlich / die axt stat an dem boum
Ach gott gib vnsern höubtern jn
Das sie sůchen die ere dyn
Vnd nit yeder syn nutz alleyn
So hab ich aller sorgen keyn
Du gebst vns sigk jn kurtzen tagen
Des wir dir ewig lob thůn sagen /
Ich mane all städt der gantzen welt
Was würde / vnd tyttel die sint gezölt
Das sie nit důnt / als die schifflüt
Die vneynß sint / vnd hant eyn stritt
Wann sie sint mitten vff dem mer
Inn wynd / vnd vngewitter ser
Vnd ee sie werden eyns der fůr
So nymbt die Galee eyn gruntrůr /[263]
Wer oren hab / der merck vnd hör
Das schifflin schwancket vff dem mer
Wann Christus yetz nit selber wacht
Es ist bald worden vmb vns nacht
Dar vmb ir die noch üwerm stadt
Dar zů gott vsserwelet hatt
Das ir sönt vornan an die spytz
Nit lont / das es an uch ersitz
Důnt was üch zymbt noch üwerm grad
Do mit nit grösser werd der schad
Vnd gantz abnem die Sunn / vnd mon
Das houbt / vnd glyder vndergon /
Es loßt sich eben sörglich an
Leb ich / jch man noch manchen dran
Vnd wer nit an myn wort gedenck
Die narren kappen / ich jm schenck
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
»Zwar der Weise wählt nicht sein Geschicke; Doch er wendet Elend selbst zum Glücke. Fällt der Himmel, er kann Weise decken, Aber nicht schrecken.« Aus »Die Tugend« von Albrecht von Haller
130 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro