XXVIII.

[55] Sollt' Gott nach unserm Willen machen,

So ging es schlimm in allen Sachen,

Wir würden weinen mehr, denn lachen.


Ein Narr schürt auf einem Hügel ein Feuer; weiter unten hat er noch andre angelegt, dabei blendet ihn aber die Sonne, die vom Himmel in vollem Glanze auf ihn herniederstrahlt.


Von wider Gott reden.

Der ist ein Narr, der Feuer facht,

Zu mehren des Sonnenscheines Macht,[55]

Oder wer Fackeln setzt in Brand,

Dem Sonnenglanz zum Beistand;

Doch wer Gott strafet um sein Werk,

Der heißt wol Heinz von Narrenberg,

Die Narren all er übertrifft,

Seine Narrheit gibt er in Geschrift.

Denn Gottes Gnad' und Fürsichtigkeit

Ist so voll aller Wissenheit, –

Daß sie entbehrt der Menschenlehre,

Oder daß man mit Ruhm sie mehre.

Darum, o Narr, was strafst du Gott?

Dein Wissen ist vor ihm ein Spott.

Laß Gott thun seinem Willen nach,

Sei's Gutthat, Strafe oder Rach';

Laß wittern ihn, laß machen schön,

Denn ob du auch magst bös aussehn,

Geschieht es doch nicht desto eh,

Dein Wünschen thut allein dir weh;

Dazu versündigst du dich schwer,

So daß dir Schweigen besser wär'!

Wir beten, daß sein Wille werde

So wie im Himmel, auf der Erde,

Und du Narr willst ihn strafen lehren,

Als ob er sich an dich müsst' kehren!

Gott kann es besser ordiniren

Als durch dein närrisch Phantasiren.

Der Juden Volk belehrt uns wohl,

Ob Gott will, daß man murren soll;

Wer gab ihm Rath zu jener Zeit,

Als er aus Nichts schuf Herrlichkeit?

Wer etwas ihm gegeben ehr,

Der rühm' sich deß und straf' ihn mehr!

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 55-56.
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Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
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