[193] KLERDON. Bald wäre ich überwunden worden! – Bald hätte diese schmeichelnde, diese zärtliche Stimme, an deren sanfte Herrschaft mein Herz so gewöhnt ist, alle meine Anschläge triumphirend zernichtet! – wäre nicht Granville dabey gewesen. Dank sey dem verhaßten Anblicke dieses Treulosen: ich empfieng von ihm Wut genug, der gebieterischen Macht so vieler Reizungen zu widerstehn. – Doch, warum führte er sie zu mir? Sollte er – – nein, er kann nicht unschuldig seyn! der Brief des Unbekannten, – sein eigner, – diese mißtrauische Verhehlung, – Henley, (den in Verdacht eines Betruges zu haben, ein Frevel wäre,) alles ist wider ihn! – Und ich muß mich also rächen? – in seinem Blute – Blut meines Freundes, dich soll ich vergießen? Er soll sterben, er, für den ich mein Leben einst[193] mit Freuden würde hingegeben haben? er, der Bruder derjenigen, die ich anbete? Und werde ich nicht ihr zugleich den Dolch in die Brust stoßen? Werde ich stark – – unmenschlich genug seyn, den Anblick auszuhalten? Werden mich ihre bangen, angstvollen Blicke, ihr liebenswürdiges, Gesicht, mit einer Flut von Thränen überschwemmt, ihre Seufzer, ihre rührenden Klagen, ihre Verzweiflung, wenn sie das Blut des Bruders von den Händen des Geliebten fodern soll – – des Geliebten? – sie liebt mich ja nicht mehr; sie ist ja für einen andern bestimmt. – Für einen andern? – Und ich bin bestimmt, verworfen, verachtet, mit Schmach überhäuft, ein niedriges Denkmaal des Triumphs eines Bösewichts zu seyn? Und ich bin noch zweifelhaft? – Nein, es ist entschieden; ich fühle es, nie empfundne Bewegungen ergreifen mich. Ich höre dich, Stimme der Rache, der Wut, der Verzweiflung! du forderst Blut! – dir soll gehorcht werden! – ich wage den Streich! – vielleicht verfluche[194] ich ihn, wenn er gewagt ist: – es sey, ich wage ihn!