[Von den Mauern Widerklang -]

[41] Von den Mauern Widerklang –

Ach! – im Herzen frägt es bang:

Ist es ihre Stimme;

Und vergebens sucht mein Blick

Kehret mir ein Ton zurück? –

Ist's nur meine Stimme? –


Auf der Mauern höherm Rand

Sind die Blicke hingebannt,

Doch ich seh' nur Sterne;

Und in hoher Himmelssee

Ich die Sterne küssen seh',

Wären's unsre Sterne.


Nacht ist voller Lug und Trug,

Nimmer sehen wir genug

In den schwarzen Augen;

Heiß ist Liebe, Nacht ist kühl,

Ach ich seh' ihr viel zu viel

In die schwarzen Augen.


Sonne wollt' nicht untergehn,

Blieb am Berg neugierig stehn;

Kam die Nacht gegangen.

Stille Nacht in deinem Schoß

Liegt der Menschen höchstes Los,

Mütterlich umfangen.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 41-42.
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