Eilfter Auftritt

[150] VALERIA als Kolombine maskiert, macht einige zierliche Sprünge. Vater, seht, wie gefalle ich Euch?

VALERIO. Gut, Mädchen, du bist hübsch – sieh aber auch hier.

VALERIA. Ei! ohne Maske, Herr? Aber wer ist es nun, Vater?

VALERIO. Gieb ihm die Hand, er ist ein alter Freund von mir.

VALERIA. Seid mir willkommen, lieber neuer Freund; Ihr habt mir gleich viel Liebe erzeugt.

SARMIENTO. Liebe, freundliche Kolombine, vergiß den Alten und gieb dem Freunde einen Kuß.

VALERIA. Vater, darf ich?

VALERIO. Tochter, kannst du?

VALERIA. Ob ich kann! Küßt Sarmiento. So, nun kommt, Vater, daß ich Euch geschwind maskiere.

VALERIO. Du glaubst, wenn du ihn geküßt hast, könne er keine lange Weile haben; sollen wir den Freund allein lassen?

VALERIA. Ich muß Euch ja die Halskrause machen.

SARMIENTO. Geht nur! Valeria hat recht, ihr Kuß war so belebend, daß alle Küsse meiner Jugend erwachten, um ihren Kuß zu empfangen; mein Leben weilt zwischen diesen Küssen, und wie kurz ist die Zeit zwischen Küssen; geht, eilt Euch![150]

VALERIA. Ihr seid sinnreich, Freund; lasset die Küsse Eurer Jugend meinen Kuß nicht beschämen, seid galant, wachet des Geschenks der Jungfrau und der Zeit.

SARMIENTO. Wenn Ihr für den Sieg Eures Kusses fürchtet, so gebt ihm Sukkurs durch einen zweiten.

VALERIA. Ei behüte, mein Kuß war treu und gesund, und soll sich gut halten; kommt, Vater!

VALERIO winkt Sarmiento. Nun, nicht wahr? Ab.

SARMIENTO. Wahr und recht hold.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 150-151.
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