[319] (Nach Hebel)
Weest, wu de Weg to de Mähltunn geiht,
to sonn vull Tunn? Hak du man drist
vör Däu un Dag' bet in de Nacht,
bet Stirn an Stirn sick baben wist.
Kik di nich üm un bliw nich stahn,
hak du din Fohr man vörwartsch frisch –
nahst führst dat Kurn du in din Schün,
dreggt Moder Mählgrütt uppen Disch.
Weest, wu de Weg tüm Daler is?
De geiht hart achter't Penningstück,
un wen nich up'n Penning süht,
kriggt nie keen Dalers in sin Fick.
Wu geiht de Weg to Sünndagsrauh?
Man ümmer nah de Warkeldag',
de Warkstäd dörch un't Ackerfeld –
denn is för'n Sünndag gor keen Frag.
Sünnabens is he nich wid af;
kik eens, wat deckt dor Moder to?
Dat is 'n frisch Stück Ossenfleesch –
un Ris un Plummen sünd dat jo.
Weest, wu de Weg to Armot geiht?
Kik du man hen nah jeden Krog,
gah nich vörbi, dor's 'n goden Sluck
un ok Scharwenzelkorten nog.
Een Sack hängt in den letzten Krog,
nimm mit em nah den letzten Sluck,
wenn't wider geiht. Oll Vagelbunt,
wat lett de Bädelsack di smuck!
[320]
Un kümmst du wu een'n Born vörbi,
denn mak dor holl du man din Hand
un drink, so väl du kannst un magst,
du drinkst di doch nich to Verstand.
Wu geiht de recht Weg hen to Ihr
un sonn schön ruhig Öller denn?
Grad ut, grad to, holl man din Mat,
din Schülligkeit do – denn kümmst hen!
Un kümmst du, wu de Weg sick krüzt,
un weest nich recht, ob hül ob hott,
denn holl man still un frag din Hart,
dat spreckt ok platt, denn gah mit Gott!
Wu geiht nah'n Kirchhoff hen de Weg?
Dat so wat een noch fragen kann!
Gah, wu du wist, du geihst nich üm,
dor kümmt toletz een jeder an.
Man dor is noch väl bi vermakt;
glöw du min'n Rat, glöw du min Wurt:
In Gottsfurcht gah du jo din Strat,
sonn Graff hett noch 'ne Achterpurt!
Buchempfehlung
Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro