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[426] Auf einem sichern Schiff, worauf ich mich befinde,
Betracht' ich jetzt die, durch die wilden Winde
Starck aufgebrachte Fluth, die sich gewaltig bäumet,
Entsetzlich wallet, braus't, und schäumet.
Die Wellen drohen sich einander zu verschlingen;
Die suchet jene zu bezwingen;
Dort sieht man Berge schnell sich neigen,
Dort tiefe Thäler plötzlich steigen.
Es wüthet, wühlt und wallt die Fluth. So weit wir sehn,
Sucht alles sich zu sencken, zu erhöhn.
Hier siehet man von unten dicke Wellen
Sich auf einmahl erheben, bäumen, schwellen.
Wenn nun in ihrer Fahrt ein' ander' ihr begegnet,
Sieht man sie sich so heftig drengen,
Daß sie, beschäumt, als wenn es regnet,
Rings um sich grosse Tropfen sprengen.
Hier wölben sich die regen Wogen,
Formiren umgekehrte Bogen;
Dann steigen graue Berg' allmählig in die Höh,
Mit weissem Schaum bedeckt, als wie mit Schnee.
Oft sincken sie, zerborsten, plötzlich nieder,
Oft heben sie sich schnell, und steigen plötzlich wieder.
Indem ich meine Blicke nun
Auf diesem Platz der Unruh liesse ruhn;
Entstunden, bey der Wellen Wancken,
Bey mir die folgenden Gedancken;
[427]
Wann aus der tiefen Fluth sich eine Well' erhebt,
Sich abgesondert, hoch zu steigen,
Vor andern schwülstig sich zu zeigen,
Oft sanft, oft ungestüm bestrebt,
Doch plötzlich sinckt, vergehet und verschwindet,
Und mit derselben Fluth, aus welcher sie entsprungen,
So bald sie von ihr eingeschlungen,
Sich wieder, wie zuvor, vermischt befindet;
So kömmt solch eine Welle mir
Als wie ein Bild von unserm Leben für.
Indem wir mit dem Stoff der Erden,
Aus welchem wir entstehen und bestehn,
Nachdem man uns hier kurtze Zeit gesehn,
Im Grabe wiederum vermischet werden.
Noch dacht' ich bey der Fluth und dem erblickten Strand:
Bestehet nicht das feste Land
Aus lauter kleinen Körnchen Sand?
So wie das tief' und weite Meer,
Aus einem grossen Tropfen-Heer?
Mir fällt bey diesem Dencken bey:
Ob nicht vor Gott die gantze Erde
Zum Sand-Korn, und das Meer zu einem Tropfen werde;
Ob beydes, gegen Gott, wohl mehr zu rechnen sey?
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