Was das Großmütterlein sang

[386] Surre, surre, surre!

Mein gutes Rädchen schnurre!

Für unser kleines Kätchen

Dreh mir ein feines Fädchen,

So lang von hier bis Köllen

Wohl mehr als tausend Ellen.

Wir wollen es winden

Und Docken von binden,


Meister Weber es geben,

Soll Leinen uns weben,

Das breiten wir beide

Auf blumige Heide,

Auf Anger und Wiesen

Und wollen es sonnen,

Benetzen und gießen

Aus Bächen und Bronnen.


Ach, komm du lieber Sonnenschein

Und bleiche unser Leinen rein.

Dann kriegt mein Herzenstäubchen

Wohl manch ein feines Hemd

Und Tüchlein oder Häubchen,

Bis daß der Freier kömmt.


Schön guten Tag, Herr Freiersmann!

Was schaut er so mein Kätchen an?

Das Kätchen geben wir nicht her,

Und wenn's für tausend Taler wär.


Ei, Mutter, nur nicht gleich geschmält!

Den hübschen jungen Knaben,

Den will und muß ich haben;

Den Krauskopf, den Krauskopf

Hab ich mir auserwählt.
[387]

Und willst du denn ein Bräutchen sein,

So geb ich meinen Segen drein.

So manches Blümlein wachsen mag

Von Ostern bis Michaelistag,

So manches Körnlein, als man sät,

So mancher Halm in Ähren steht,

So vielmal Gutes wünsch ich dir

Aus meines Herzens Grund herfür.


Und wenn die Pfeifen klingen,

Dann tanzen wir und springen;

Dann spring ich wohl und tanz ich

Von Danzig bis nach Nanzig –

Knipp, knapp!

Da reißt mein Faden ab!

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 386-388.
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