[11] Hans Dralle hat ein Schwein gar nett,
Nur ist's nicht fett.
[11] Es schnuppert keck in allen Ecken
Und schabt sich an den Bienenstöcken.
Die Bienen kommen schnell herfür
Und sausen auf das Borstentier.
U, ik! U, ik! – so hat's geschrien. –
Hans Dralle denkt: »Wat hat dat Swien?!«
Wie staunt Hans Dralle, als er's da
Schön abgerundet stehen sah! –
[12] Der Schweinekäufer geht vorüber:
»Was wollt Ihr für das Schwein, mein Lieber?«
»So'n twintig Daler, heb ick dacht!«
»Hier sind sie, fertig, abgemacht!«
Hans Dralle denkt sich still und froh:
»Wat schert et meck! Hei woll dat jo!«
[13] Er stellt sich flugs vor seine Bienen
Und pfeift ein altes Lied von ihnen:
Fliege, liebe Biene, fliege
Über Berg und Tal
Auf die Blumen hin und wiege
Dich im Sonnenstrahl!
Kehre wieder, kehre wieder,
Wenn die Kelche zu;
Leg' die süße Bürde nieder
Und geh auch zur Ruh'!
Ei, ei! Was soll denn dieses geben?!
Zwei Bienen schon mit Wanderstäben?!
[14]
Hans Dralle schaut ins Immenloch:
Wat Deuker! Hüte swarmt se noch!
Die Luft ist klar, die Luft ist warm;
Hans Dralle wartet auf den Schwarm.
Ihm wird so dumm und immer dummer;
Hans Dralle sinkt in sanften Schlummer.
[15] Tüt, tüt! Sim, sim! so tönt es leise
Im Bienenstocke her und hin;
Es sammelt sich das Volk im Kreise,
Denn also spricht die Königin:
»Auf, Kinder! schnürt die Bündel zu!
Er schnarcht, der alte Staatsfilou! –
Nennt sich gar noch Bienenvater!
Ein schöner Vater! Sagt, was tat er?
Und wozu taugt er?
Aus seinem Stinkehaken raucht er! –
Ist ein Gequalm und ein Geblase,
Ewig hat man den Dampf in der Nase! –
Da hält man sich nun im Sommer knapp,
Schleppt und quält und rackert sich ab;
Denkt sich was zurückzulegen,
In alten Tagen den Leib zu pflegen...
Ja wohl!
Kaum sind Kisten und Kasten voll,
Trägt uns der Schelm den Schwefel ins Haus
Und räuchert und bläst uns das Leben aus. –
Kurzum! er ist ein Schwerenöter!
Ein Honigdieb und Bienentöter! –
Drum auf und folgt der Königin!!«
[16]
Schnurrdiburr! da geht er hin!
[17]
Buchempfehlung
Der historische Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt die Geschichte des protestantischen Pastors Jürg Jenatsch, der sich gegen die Spanier erhebt und nach dem Mord an seiner Frau von Hass und Rache getrieben Oberst des Heeres wird.
188 Seiten, 6.40 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro