[253] 's war Heidelberg, das sich erwählten
Als Freudenort die Neuvermählten. –
[253]
Wie lieblich wandelt man zu zwei'n
Das Schloß hinauf im Sonnenschein.
»Ach, sieh nur mal, geliebter Schorsch,
Hier diese Trümmer alt und morsch!«
»Ja!« – sprach er – »Aber diese Hitze!
Und fühle nur mal, wie ich schwitze!«
Ruinen machen vielen Spaß. –
[254] Auch sieht man gern das große Faß.
Und – alle Ehrfurcht! – muß ich sagen.
Alsbald, so sitzt man froh im Wagen
Und sieht das Panorama schnelle
Vorüberziehn bis zum Hotelle;
Denn Spargel, Schinken, Koteletts
Sind doch mitunter auch was Netts.
[255]
»Pist! Kellner! Stell'n Sie eine kalt!
Und, Kellner! aber möglichst bald!«
Der Kellner hört des Fremden Wort.
Es saust der Frack. Schon eilt er fort.
Wie lieb und luftig perlt die Blase
Der Witwe Klicko in dem Glase. –
[256] Gelobt seist du vieltausendmal!
Helene blättert im Journal.
»Pist! Kellner! Noch einmal so eine!« –
– Helenen ihre Uhr ist neune. –
Der Kellner hört des Fremden Wort.
Es saust der Frack. Schon eilt er fort.
[257]
Wie lieb und luftig perlt die Blase
Der Witwe Klicko in dem Glase.
»Pist! Kellner! Noch so was von den!« –
– Helenen ihre Uhr ist zehn. –
Schon eilt der Kellner emsig fort. –
Helene spricht ein ernstes Wort. –
[258] Der Kellner leuchtet auf der Stiegen.
Der fremde Herr ist voll Vergnügen.
Pitsch! – Siehe da! Er löscht das Licht.
Plumps! liegt er da und rührt sich nicht.
[259]
Ausgewählte Ausgaben von
Die Fromme Helene
|
Buchempfehlung
E.T.A. Hoffmanns zweiter Erzählzyklus versucht 1817 durch den Hinweis auf den »Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier« an den großen Erfolg des ersten anzuknüpfen. Die Nachtstücke thematisieren vor allem die dunkle Seite der Seele, das Unheimliche und das Grauenvolle. Diese acht Erzählungen sind enthalten: Der Sandmann, Ignaz Denner, Die Jesuiterkirche in G., Das Sanctus, Das öde Haus, Das Majorat, Das Gelübde, Das steinerne Herz
244 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro