Ein festlicher Morgen

Ein festlicher Morgen

[160] Einszweidrei, im Sauseschritt

Läuft die Zeit; wir laufen mit. –


Ein festlicher Morgen

Julchen ist schon sehr verständig

Und bewegt sich eigenhändig. –
[160]

Ein festlicher Morgen

Heut ist Feiertag; und siehe!

Schon streicht Knopp in aller Frühe

Luftiglosen Seifenschaum

Auf des Bartes Stachelflaum.

Heut will er zur Messe gehn,

Denn da singt man doch so schön.


Ein festlicher Morgen

Frau Dorette trägt getreu

Frack und Biberhut herbei.
[161]

Ein festlicher Morgen

Julchen gibt indessen acht,

Was der gute Vater macht.


Ein festlicher Morgen

Bald ist seine Backe glatt,

Weil er darin Übung hat.
[162]

Ein festlicher Morgen

In die Kammer geht er nun,

Julchen macht sich was zu tun.


Ein festlicher Morgen

Gerne ergreifet sie die Feder

An des Vaters Schreibkatheder.
[163]

Ein festlicher Morgen

Reizend ist die Kunstfigur

Einer Ticktacktaschenuhr.


Ein festlicher Morgen

Ach herrje! Es geht klabum!

Julchen schwebt; der Stuhl fällt um.
[164]

Ein festlicher Morgen

Allerdings kriegt Julchen bloß

Einen leichten Hinterstoß,

Doch die Uhr wird sehr versehrt

Und die Tinte ausgeleert. –


Ein festlicher Morgen

Schmiegsam, biegsam, mild und mollig

Ist der Strumpf, denn er ist wollig.
[165]

Ein festlicher Morgen

Drum wird man ihn gern benutzen,

Um damit was abzuputzen. –


Ein festlicher Morgen

Wohlbesorgt ist dieses nun.

Julchen kann was andres tun. –


Keine Messer schneiden besser

Wie des Bartes Putzemesser.
[166]

Ein festlicher Morgen

Wozu nützen, warum sitzen

An dem Frack die langen Spitzen??

Hier ein Schnitt und da ein Schnitt,

Ritscheratsche, weg damit. –


Ein festlicher Morgen

Wohlbesorgt ist dieses nun.

Julchen kann was andres tun. –
[167]

Ein festlicher Morgen

In des Vaters Pfeifenkopf

Setzt sich oft ein fester Pfropf,

Ja, was schlimmer, die bewußte

Alte, harte, schwarze Kruste;

Und der Raucher sieht es gerne,


Ein festlicher Morgen

Daß man sie daraus entferne. –


Wohlbesorgt ist dieses nun.

Julchen kann was andres tun. –
[168]

Ein festlicher Morgen

Stattlich ist der Biberhut;

Manchmal paßt er nur nicht gut.


Ein festlicher Morgen

Niemals soll man ihn benützen,

Um bequem darauf zu sitzen.
[169]

Ein festlicher Morgen

Seht, da kommt der Vater nun,

Um den Frack sich anzutun.


Ein festlicher Morgen

Schmerzlich sieht er, was geschehn,

Und kann nicht zur Messe gehn.[170]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 160-171.
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