616. An Hermann Nöldeke

616. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 26 Aug. 84.


Lieber Hermann!

Mein neulicher Besuch in Lüethorst war vom schönsten Wetter begünstigt. Onkel fand ich unverändert, Tante etwas weniger mobil, als im vorigen Jahr. Zum Beginn der Rückkehr machten Onkel Herman und ich einen glühenden Spatzierweg nach Vorwohle. – Sonntag vor acht Tagen fuhr ich nach Bückeburg, wo ich ausnahmsweise allgemeines Wohlsein vorfand. Besuchte auch Onkel Prorecter und Frau Baack. Nachmittags um 3 Uhr trafen dann Adolf, Otto und ich mit den Kölnern im Coupée zusammen. Else Meyer war derweil von Hannover her in Stadthagen angekommen. Wir ließen diese ganze Gesellschaft per Post nach Wiedensahl fahren, setzten uns bei Winkelmann's zum Bier, bis Otto's Zug um 6 wieder nach Bückeburg ging, und dann bummelten Adolf und ich auch nach Hause. – Das Wetter blieb fortwährend gut; die Erndte ist vortrefflich gelungen; auch speciell unsere Brombeererndte, wobei alle Hände beschäftigt und[255] zerkratzt wurden. – Heut Mittag will Helene Meyer mit Oskar und Gretchen wieder fort; Anna und Else bleiben noch ein paar Tage hier. – Vorgestern Nachmittag sind auch Lenchen und Klärchen Kleine gekommen. – Und Du kommst ja nun auch bald. Die drei Stuken zur Naturbank liegen und warten schon.

Mutter, der es ganz gut geht, will deinen Brief beantworten, sobald sie irgend wieder Zeit zur Schriftstellerin hat.

Wir Alle laßen dich auf's Herzlichste grüßen!

Dein getreuer Onkel

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 255-256.
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