647. An Marie Hesse

[268] 647. An Marie Hesse


Wiedensahl 27. Juni 86.


Liebe Frau Heße!

Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Brief! – Auch wir hatten hier einen wunderschönen Frühling, und habe ich daher schon viel in Wald und Wind herumgezeichnet. Ich war auf meine alten Tage auch noch mal tiefer nach Italien hinein; aber schon in Florenz hatt ich so überwältigend viel gesehn, daß ich Lust hatte wieder umzukehren, hätt ich nicht dem Lenbach versprochen gehabt, ihn in Rom zu besuchen. Hier wohnt ich dann auf's Fürstlichste im Palazzo Borghese, wo sich im ersten Stock ein hübscher Garten mit Lorbergängen und Fontänen befindet. Es war sehr kaltes und regnerisches Wetter, und wenn ich in Florenz eine Unmaße von Bildern in den Erinnrungskasten gepackt, so wurde nun hier auch noch eine Last von alten Steinen dazu geworfen. Herrlich, aber zu viel! Bin sehr befriedigt, aber reisemüde zurück gekehrt. So werd ich den Sommer hübsch zu Hause verbleiben. Auch ist meine Schwester seit acht Tagen in Suderode a/Harz. Infolgedeßen muß ich die Hütte hüthen.

Hoffentlich werden Sie an der See ein wünschenswerthes Wetter vorfinden und nur inzwischen mal einen Regentag, und dann, bitte, schreiben Sie doch mal. Die Neffen, wie ich, haben Sie stets in freundlicher Erinnerung. Otto, der grade per Velociped hier, läßt grüßen. – Leben Sie recht wohl, liebe Frau Heße! Allen meinen herzlichsten Gruß.

Stets Ihr Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 268.
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