1571. An Grete Thomsen

[259] 1571. An Grete Thomsen


Mechtshausen 12. Jan. 1907.


Liebe Grete!

Ja, so kleinlich wird man im Alter. Ich war fast ein bißel ärgerlich, daß ich das gewohnte Papier Job nicht mehr kriegen konnte, um wie bisher meine Zigarretten zu drehn. Als nun Else dich um Auskunft und Hülfe ersuchen wollte, schien mir das gar nicht ersprießlich zu sein. Und siehda! es gelang überraschend. Also her mit den 120 Büchlein à 5 1571. An Grete Thomsenper Stück und womöglich auch noch mit den 3/4 Kasten voll. Für dein Bemühn muß dir mein Dank genügen, der allerdings heftig ist, während ich die Baarauslagen demnächst pünktlich berichtigen will. – Scaferlati superieur hab ich eben in Frankfurt bestellt. Vielleicht, nach dem Papier zu schließen, "führt" ihn Herr Engelkamp ebenfalls. Bitte, frag ihn einmal.

Seit wann ist denn Frl. Liddy bei dir? Den grimmen, doch wundersamen Schopenhauer lest ihr wohl nicht. Wenn aber, dann "wünsch ich viel Vergnügen mit dem Wurm", wie der Bauer zur Kleopatra sagt.

Uns hier, obgleich es schmuddert dadraußen, geht es ganz gut bis soweit. Ruth und Anneliese sind munter, freundlich und dienstbeflißen. Beide stricken auch schon; Ruth einen Strumpf sogar.

Tausend Grüße, liebe Grete, an dich, Andreas, die Verwandten und die Freundin zu Besuch von

deinem alten getreuen

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 259.
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