Dreizehnte Szene

[14] Staberl. Toloysky. Mehrere Nachbarn. Vorige.


STABERL. Weil Sie's erlaubt haben, Herr Redlich, war ich so frei und hab gleich alles mitgenommen, was in dem Zimmer Platz hat. Madame Redlichin, ist schon alles g'richt't? – Die Köchin hat schon g'lacht auf mich – ich hör, wir kriegen einen eingebeizten Binderschlegel. Bravo – bravo! Ich esse alles, was mich nicht ißt.

TOLOYSKY gibt Redlich die Hand und grüßt die Frau. Sie verzeihen schon, aber der Herr Staberl hat mir gesagt –

REDLICH. Bitte, Herr Toloysky, alle sind mir willkommen. – Nur kommod gemacht, Herr Staberl – ich bin so frei –, Sie kennen den Hausbrauch, schaun S', daß's bald vom Fleck geht. – Alte, rühr dich – Katherl, schau zum Keller. Gibt ihr die Schlüssel.

STABERL. Da werd ich Sie überheben. Nimmt die Schlüssel. Die Tiroler Dudler hab ich auch bestellt – daß wir eine Musik haben –

REDLICH. Das war g'scheit – nur gute Menschen können singen –

TOLOYSKY. Nur im Frieden kann man fröhlich sein –[14]

MÜLLER beißend. Nun, über den Frieden sollte grad kein Schwertfeger jubeln –

REDLICH. Ist der Herr auch noch da? Was soll's denn noch geben?

MÜLLER hämisch. Ich möchte gern Zeuge Ihrer Freuden sein.

REDLICH. Kann geschehen – aber unsere Freuden werden schwerlich mit den ihrigen zusammentreffen.

STABERL. Der hat nur ein Freud, wenn ein Mensch stirbt und ihn ins Testament setzt. – Viktoria! Da kommt schon der Mussi Ferdinand – und die lustigen Tiroler.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 14-15.
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