»Hoffe doch nicht«

[17] Hoffe doch nicht – du mußt es bezahlen

Mit der Enttäuschung bittersten Qualen,


Wiege dich Hoffnung auch noch so schön,

Tückisch wird sie doch untergeh'n!


Wünsche auch nicht – dir ist niemals gewähret,

Was deine brennende Sehnsucht begehret:


Ob auch aus weinender Seele er quillt,

Nie sich der rettende Wunsch erfüllt. –


Weine auch nicht – es stillen die Thränen

Nimmer dein heißes Bangen und Sehnen,


Wehr' ihres Strom's unbänd'ger Gewalt,

Geh' deines Weges ruhig und kalt.


Trotze auch nicht – dein Herz ist kein Felsen,

D'rauf du voll Groll dein Leid kannst wälzen,


Vor seiner Schwere dein Stolz sinkt hin,

Brich' du ihn selbst mit duldendem Sinn!


Dulden und Schweigen nur – ist uns beschieden,

Bis uns umschwebet der ewige Frieden;


Ob auch das Leid dich erdrücken will –

Dulde du, schweig' und halte dich still!

Quelle:
Luise Büchner: Frauenherz. Berlin 1862, S. 17-18.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Frauenherz
Frauenherz