Duldung

[18] Schwarzes Eisen, kalt und spröde,

Schelten möchte ich dich nicht,

Weil es dir an Lebenswärme

Und an Biegsamkeit gebricht.


Bist du doch in Feuersgluthen

Zischend einst emporgewallt,

Eh' du unter Hammerschlägen

Mußtest werden starr und kalt.


Und, so sollt auch ihr nicht schelten,

Wenn ihr seht ein kaltes Herz,

Sollt ihm heißes Mitleid zollen,

Weil es gleicht dem todten Erz.


Wißt ihr denn, ob es nicht glühend,

Zischend einst emporgewallt,

Bis es unter Schicksalsschlägen

Ward wie Eisen starr und kalt?

Quelle:
Luise Büchner: Frauenherz. Berlin 1862, S. 18-19.
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