Abbazia2

[37] Ewiges Meer, wie bist Du herrlich,

Wenn der Sturm Dich wild bewegt,

Wenn die schaumbedeckte Woge

An die Felsenufer schlägt.

Wenn die Möve kreischend flattert,

Hastig ihre Beute sucht,

Wenn des Schiffes Masten krachen

Und der rauhe Seemann flucht.


Also hab' ich Dich bewundert

Dort an Abbazia's Strand,

Dort in jenem Tropengarten,

Wo ich Märchenblumen fand.

Ueber meinem Haupt die Berge

In der Sonne letztem Glühn,

Mir zu Füßen Brandungstoben,

Rund um mich ein duftend Blühn.
[38]

Kampf und Friede, Licht und Schatten,

Land und Meer so seltsam-schön,

Wogenschaum und fremde Blumen,

Vogellied und Sturmgedröhn.

Meine Seele sang begeistert

Mit in dem Gigantenchor,

Und es rang für Land und Menschen

Sich ein Segenswort empor.

2

Villa Scarpa bei Fiume.

Quelle:
Ada Christen: Schatten, Hamburg 1872, S. 37-39.
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