Zuversicht

[140] Es hat sich wilder Tatendrang

In meiner Brust emporgereckt! ...

Was soll der zahme, lahme Klang,

Der nimmermehr die Feigen schreckt?


Der nimmermehr die Müden reißt

Von ihren Pfühlen jach empor?

Ersteh, gewalt'ger Schöpfergeist!

Zerreiße, brauner Wolkenflor!


In Sehnsuchtsschauern lagen wir

Und haben Nacht geharrt und Tag,

Ob sich der Zukunft Sturmpanier

Aus falben Nebeln heben mag?


Noch aber liegt's wie schweres Erz

Auf Land und Volk, wie Winterfron –[140]

Und doch verzweifle nicht, mein Herz,

Die Frühlingsstürme nahen schon!

Quelle:
Hermann Conradi: Gesammelte Schriften, Band 1: Lebensbeschreibung, Gedichte und Aphorismen, München und Leipzig 1911, S. 140-141.
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